Metzchen de Lux – das Bild

Metzchen de Lux – das Bild

Fotografie de Lux

Teil zwei des Reiseberichts aus Luxemburg und Metz kümmert sich um die Fotografie. Leider war das Wetter nach dem Spiel in Luxemburg noch immer sehr durchwachsen, aber mehr als diesen einen Abend hatte ich halt nicht. Normalerweise reicht das auch, Luxemburg ist von überschauberer Größe. Nicht überschaubar: Die Verkehrssituation in dieser Stadt, die mich erst falschrum in eine Einbahnstraße und dann auf eine Busspur führte und mich zehn Minuten später am anderen Ende der Stadt und einer Einbahnstraße ohne Hinweis auf eine Sackgasse mitten in der Fußgängerzone enden ließ. Danach fuhr ich genervt in ein Parkhaus und beschloss, den Spaß auf Schusters Rappen zu erkunden.

Zuerst versuchte ich mich an DEM Luxemburg-Klassiker schlechthin, dem Blick vom Justizpalast über das Tal der Alzette und den Wänden der alten Festung, die von den Einwohnern stolz als „Gibraltar des Nordens“ bezeichnet wird. Wie auch der Justizpalast selbst, den ich gar nicht erst fotografiert habe, hat aber auch dieser Blick ein entscheidendes Problem: Es ist viel zu dunkel! Ein paar mehr Lichter wären echt ne feine Sache gewesen.

Blick über den Grund in Luxemburg-Stadt

Das im Hintergrund zu sehende Kirchberg-Plateau, das neben einer großen Zahl moderner Bürohäuser auch die Philharmonie beherbergt, war leider zappenduster. So beließ ich es später bei einer kurzen Durchfahrt.

Fünfzig Meter unter mir schlängelt sich die Alzette durch den so genannten Grund und auch am Grund des Grundes gibt es einen Fotospot, an dem fast jeder Tourist stehen bleibt und sein Smartphone zückt. Praktischerweise hat man an übergewichtige Fotografen gedacht und einen kostenlosen Aufzug bereitgestellt, der bis spät nachts zwischen Justizpalast und Grund pendelt. Noch kurz ein paar Meter laufen und schon finde ich mich auf einer der Brücken über der Alzette wieder. Auch diese Perspektive hätte ich mir etwas beleuchteter gewünscht.

Dem Grund auf den Grund gegangen

Strandgut I

Zurück auf dem Altstadtplateau weckte ein Gebäude auf der anderen Seite des Tals mein Interesse. Um dort einigermaßen etwas zu sehen, musste ich mich über den Platz der Verfassung durch so ne Art Beach-Bar kämpfen. Irgendwer hat haufenweise Sand aufgeschüttet, dort einige Getränkebuden und Liegestühle hingestellt und erwartet eine klingelnde Kasse, während die Aperol-geschwängerte Luft La Paloma pfeift. Durch die 15 Grad und den Nieselregen wirkte das alles noch viel deplatzierter als eh schon. A propos deplatziert: Mit bloßem Auge nicht zu erkennen – mein Lieblingstier: Der Baukran! Und nicht mal mit der Lightroom-KI irgendwie rauszurechnen, ohne dass es katastrophal aussieht. Dann bleibt er halt drin!

Place de Metz… mit Kran.

Hey, wenn ihr jemals die Blendensterne eures Objektives testen wollt, fahrt nach Luxemburg. Dieses Grand Hotel Cravat ist perfekt dafür. „Cravat“ ist übrigens aus dem französischen Wort für „kroatisch“ abgeleitet, womit auch geklärt ist, warum die Krawatte Krawatte heißt. Es stammt aus dem Französischen „a la cravate“ und bedeutet „nach kroatischer Art“. Folgt mir für mehr nutzloses Schlaumeierwissen.

Blendensterntestzentrum Luxemburg

Nun meldete sich der Hunger, dies war aber in Luxemburg auf einem späten Samstagabend ein hoffnungsloses Unterfangen, wie mir auch der Barkeeper eines Irish Pubs bestätigte, dessen Küche bereits geschlossen hatte: „Dude, das hier ist ein verdammtes Dorf. Du musst zu Burger King, oder du gehst hungrig ins Bett. Sorry.“

Ich tat wie mir geheißen, fluchte auf dem Weg noch über die luxemburgischen Ladesäulen, die überhaupt keinen Bock auf keine einzige meiner Ladekarten hatten und passierte die Grenze zu Frankreich, wo sich in nicht allzu großer Entfernung mein Hotel befand. Wenn man in Frankreich eins kann, dann an der Autobahn halbwegs günstig ein ausreichendes Hotelzimmer abstauben, auch wenn’s schon arg aussieht. Aber es war wirklich ok.

Hotel de luxe

Saarkasteel

Es ist Sonntag. Ich sah ein ausbaufähiges Fußballspiel in Saarbrücken. Bis zu meinem Abendprogramm hatte ich noch massig Zeit totzuschlagen. Dieses bestand überraschenderweise nicht aus Fußball, auch wenn mich Differdingen gegen Düdelingen schon aufgrund der Namen gereizt hätte und wie ich hinterher erfahren habe, waren für luxemburgische Verhältnisse geradezu überwältigende 3.000 Zuschauer anwesend. Ich wollte aber schon immer mal nach Saarburg, eine gute Stunde von Saarbrücken entfernt. Das hätte ich auch gestern machen können, da lag es halbwegs auf dem Weg, aber an einem Samstag, so dachte ich, würde dort die Hölle los sein. Dies kann ich nicht mit Gewissheit sagen.

In Saarburg ist die Hölle los. Es ist aber eine schöne Hölle.

Was ich jedoch mit absoluter Gewissheit sagen konnte: An einem gottverdammten Sonntagabend um 18 Uhr war dort die gottverdammte Hölle los. Wirklich erstaunt war ich über die schiere Masse niederländischer Kennzeichen. Sonntag-fckn-abend! Fast wie ein Vorweihnachtssamstag im Oberhausener CentrO. Ungestört fotografieren war direkt passé, überall standen, liefen, posierten Menschen vor diesem Wasserfall und ich musste höllisch aufpassen, nicht versehentlich ne Omma mit meinem Stativ auszuknocken. Zwei Schnappschüsse und schnell wieder weg hier!

Vive e France

Nun war allerdings immer noch sehr viel Zeit, deshalb wählte ich nach Metz die Landstraße. Auf dem Weg kam ich durch Schengen und war erstaunt über die Kuhkaffigkeit dieses europahistorisch so bedeutenden Kuhkaffs. Hier läge der buchstäbliche Hund begraben, wenn er es nicht vorzöge, sich in die Mosel zu stürzen.

Praktischerweise stand in Metz eine Ladesäule in der Nähe der Altstadt und es war sogar ein Platz frei. Allerdings hatten meine Ladekarten mal wieder keine Lust und bei französischen Ladesäulen sei vor Direktladung gewarnt! In Frankreich ist es noch relativ verbreitet, dass man nicht pro gezogener kWh zahlt, sondern pro Minute, was schon mal ein teures Vergnügen werden kann, wenn man lange mit wenig Leistung an einer Säule nuckelt. Auch wenn das Schild suggerieren will, dass die Autos sich hier richtig einen hinter die Binde kippen:

Skål

Ich fuhr dann lieber in die Tiefgarage, die einen Euro kostete. Für den ganzen Abend! Auch hier fand ich richtig viele Wallboxen und freute mich, nachher nicht noch ne halbe Stunde in der Gegend herumstehen zu müssen. Die Freude währte nur kurz, mehr als 3,3 kW wollten irgendwie nicht rauskommen. Auch das durchaus normal in Frankreich.

Ich vergewisserte mich noch schnell beim Stationsaufseher, dass die Garage die ganze Nacht geöffnet haben würde. Der konnte sogar Englisch! Spoiler: Auch alle anderen Kommunikationsversuche, sei es im Hotel, beim Essen oder im Stadion funktionierten auf Englisch ganz hervorragend. Das ist nicht mehr mein Frankreich!

Strandgut II

Ich landete genau auf dem Platz vor der (sehenswerten) Oper, aber auch hier hat irgendjemand ganz viel Sand und Liegestühle aufgestellt. Und nen Dschungel angelegt. Wollt ihr mich alle verschaukeln?

Ich häng auf mei’m Kiez. Unter Palmen aus Plastik.

Also machte ich mich auf den Weg in Richtung Kathedrale, aber auch dieser Fotospot starb zumindest aus der Nähe relativ schnell, da wirklich überall Autos herumstanden. Fußgängerzone ist in Frankreich ein sehr weit definierter Begriff.

Würde ich da im Obergeschoss wohnen, würde mich das Geknister dieser Dinger wahnsinnig machen!

Was sie aber wirklich können, diese Franzosen: Ein typisches Lebensgefühl an den Tag legen. Obwohl ein richtiger Franzose Metz wohl kaum als Frankreich bezeichnen würde (Saarländer hassen diesen Trick!), sah ich überall in der Altstadt kleine Lokale, vor denen gut gekleidete und gelaunte Menschen genüsslich an ihrem Wein nippten, Käse und Baguettes verspeisten und dem Akkordeonspieler aus der nächsten Gasse bei seiner Arbeit lauschten. Klischee in seiner schönsten Form an diesem lauen Augustabend. Ich hatte derweil ein anderes Problem, denn plötzlich kündigte sich ein ungeplanter Sonnenuntergang an. Also einer mit ein paar Wolken und nicht einfach, als hätte jemand auf einen Lichtschalter gedrückt. Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet. Ich stiefelte schnell zur Moyen Pont (Mittelbrücke), wo ich eh zur blauen Stunde hin wollte und fotografierte einfach irgendein Restaurant.

Moyen Pont zum Sonennuntergang

Danach hatte ich sehr viel Zeit, den perfekten Spot für den Abend zu finden. Zum Glück war es windstill, so durften die Blümchen kurz mal als Vordergrund aushelfen.

ok, schöner wird’s nicht mehr.

Strandgut III

Nun packte ich schnell meinen Kram zusammen, denn für die blaue Stunde hatte ich noch ein zweites Motiv. Für mich völlig atypisch, holte ich nicht das Auto, sondern dachte mir „ach komm, sind ja nur 10 Minuten. Das kannste auch eben laufen…“ Und wurde sofort bestraft! Der Weg durch einen finsteren Park war schon nicht ganz ohne. Ich bin normalerweise nicht ängstlich, aber in einer Großstadt im Ausland, ist das doch was anderes. Du verstehst die Sprache halt nicht und merkst im Zweifelsfall erst (zu) spät, wenn sich hinter dir was zusammenbraut. Ich habe eben ein paar Tausend Euro im Rucksack, was durch das fette Stativ auch jedem Esel auf die Nase gebunden wird. Und auf diesem Sonntagabend war in diesem Park wirklich einiges los. Sogar die Gendarmerie fuhr Streife. Aber, Trommelwirbel, mein Ziel auf dieser Halbinsel war großräumig abgesperrt und es standen lauter Pavillons und Zelte herum. Vermutlich irgendso ein Sommerfestival oder sowas. Also zog ich unverrichteter Dinge wieder ab.

Ha. Haha. Hahaha.

Diesmal kam ich an den Bootsanlegern vorbei, von denen einige ungenutzt und offen waren. Also schnell draufgehuscht und gehofft, dass die Gendarmerie es bei einer Stadionrunde belassen hat. Diese Hoffnung erfüllte sich, allerdings wackelte dieser Steg wie ein Lämmerschwanz. Hier ein unmotivierter Handyschnappschuss:

Frustriert latschte ich zurück und hatte immerhin noch die Gelegenheit, diese lustige Kirche aus zwei Perspektiven abzulichten. Hier erstmal mit der Brücke im Vordergrund:

Moyen Pont des nachts

Und hier von der Seite. Findet ihr nicht auch, dass nur ein paar kreisende Raben fehlen, um als Draculas Schloss durchzugehen?

Kraa! Kraa!

Ach komm, hier nochmal die Kathedrale. Mit Vollmond.

Montag ist Burgtag

Heute hatte ich unfassbar viel Zeit totzuschlagen. Zuerst steuerte ich deshalb einen Carrefour an, ein Pflichtbesuch auf jeder Frankreich-Reise. Manche mögen mich für bescheuert halten (eh schon), aber ich musste ja Seife kaufen. Was glotzt ihr denn jetzt so blöd? Seid ihr etwa noch keine 400km gefahren, nur um Seife zu kaufen? Tze…

Anschließend ging es in den kleinen Ort Vianden. Direkt an der deutschen Grenze und exakt westlich von Bitburg gelegen, gilt Vianden als einer der wichtigsten Touristenorte Luxemburgs. Dies könnte unmittelbar mit der Burg Vianden zu tun haben, die hier über dem Ort thront. Diese hat neben dem üblichen Grafen- und Burggedöns direkt zwei interessante Fakten zu bieten:

Im November 1944 verschanzten sich 37 luxemburgische Milizionäre auf der Burg und wehrten einen Angriff von über 200 SS-Männern ab, die sich daraufhin zurückziehen mussten. Und vom 15. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution gehörte die Burg zu Oranien-Nassau, was erklärt, warum auch hier auffallend viele niederländische Kennzeichen zu sehen waren. Gerne wäre ich zur blauen Stunde dort gewesen, allerdings liegt dieses Vianden ungefähr eine Stunde von Luxemburg-Stadt entfernt, was sich an keinem Tag sinnvoll darstellen ließ.

Die Burg Vianden im gleichnamigen Ort

Fotografieren kann man die Burg einfach: Auf der direkten Zufahrtsstraße gibt es einige Möglichkeiten. Etwas oberhalb dieser gibt es auch noch eienn großen Parkplatz, von wo aus mein Bild entstanden ist. Wäre im Herbst natürlich eine ganze Ecke großartiger gewesen. Von der anderen Seite gibt es am Stausee einen schönen Blick.

Die Burg Vianden vom Stausee aus fotografiert

Auch die Milchstraße kann man von hier theoretisch über der Burg fotografieren. Wenn man Zeit hätte.

Photopills sagt, dass das funktionieren muss. Muss ich wohl nochmal hin…

Hände hoch, oder ich Schiessentümpel!

Der zweite „Pflichtspot“ im eher ruralen Luxemburg ist der Schiessentümpel. Dieser liegt im Müllerthal, ungefähr 30 Autominuten von der Burg Vianden entfernt. Wanderer finden nicht nur den Tümpel, sondern darüber hinaus viele schöne Wanderwege vorbei an den Sandsteinfelsen und teilweise auch mitten durch. Für mich eine willkommene Abwechslung zur urbanen Latscherei der letzten Abende.

Auf dem Wanderweg zum Schiessentümpel

Parken kann man entspannt nur 500 Meter vom Tümpel entfernt. Auch hier wieder: Kennzeichen, so gelb und zahlreich wie Käselaibe in Alkmaar. Meine böse Vorahnung bestätigte sich direkt am Tümpel: Hunde plantschten vergnügt im Wasser, eine Meerjungfrau räkelte sich vor einer Kamera und man musste aufpassen, nicht jemanden versehentlich von der engen Zugangstreppe zu kicken. Kurzum: Es war der Teufel los! Auf einem verdammten Montagnachmittag! Hätte noch jemand gefehlt, der wie im Arbeitsamt so Wartemarken verteilt.

An dieser Stelle zitiere ich Jürgen von der Lippe: „Hätt‘ ich nur ein Luftgewehr…“

Zwei andere Fotografen hatten es sich bereits mit Stativ auf dem Stein gemütlich gemacht, wirkten ob der anwesenden Meerjungfrau aber sichtlich genervt. Sie winkten mich zu sich und so schoben wir gemeinsam Frust, bis es Madame im Tümpel zu frostig wurde.

Fotografisch ist das Ganze recht anspruchslos: 20mm KB, Filter nach Wahl und Feuer frei. Und ja, auch der Spot würde vom Herbst durchaus profitieren, aber im August ist nun mal nicht Herbst. Außerdem wärst du vermutlich nicht der Einzige, der zum Sonnenaufgang an der Burg Vianden herumsteht und sich danach direkt am Schiessentümpel vergnügt.

and that’s the shooting pond. #englishforrunaways

Fazit

Auch in Luxemburg und Metz kann man ganz wunderbar fotografieren. Gerade beide Städte sind klein genug, um sie an je einem Abend zu schaffen und beide liegen zum Glück abseits der ganz großen Touristenströme. Noch.

Diese Halbinsel in Metz von oben.

Es ist nicht so, als würden alle fünf Kilometer Highlights lauern, aber einige Dinge gibt es schon zu sehen und wem das nicht reicht, kann ja noch in die Ardennen im belgisch-französischen Grenzgebiet ausweichen. Aber bitte ohne Kettenfahrzeug, sonst gucken die wieder so. 🙂

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