Picture Impossible 2 – Die Ente ist nah

Picture Impossible 2 – Die Ente ist nah

Hui, über 2.000 Wörter. Ich hoffe, du hast nen Moment mitgebracht. Setz dich, nimm dir nen Keks, mach’s dir schön gemütlich.

Der Wettbewerb geht weiter und diesmal hat uns die Braunschweiger Bierprobe mit einer ganz besonders tollen Aufgabe versorgt. Auf der Tour de Schland hatte Hannoi ja diebische Freude daran, mir Enten vor die Linse zu locken. Also durften wir nun Enten fotografieren. Toll. Ick freu mir. Du kannst dich auf jeden Fall freuen; auf Schwäne, schlechte Kalauer und vielleicht auch eine Ente. Viel Spaß beim Lesen!

Es wird nass und tierisch!

Die Aufgabe für den Monat Mai lautet:

Fotografiere eine Wasserlandschaft (Fluss, See, Kanal, Baggersee). Allerdings sollen auf den Bildern allseits beliebte Nagetiere zu sehen sein. Richtig, Enten!

Macht was draus und viel Spaß!

Schon gewusst? Das Wort Stockente kommt aus dem Englischen. Der englische Begriff „stock“ bedeutet Lager, sodass „stockente“ so viel wie „Ente aus dem Lager“ heißt und eben Serienenten bezeichnet. So wie Stockcar. Oder stocksauer, wenn man keine Ente findet.

Du fühlst dich von mir belogen? Zurecht. Ihr Jonathan Frakes…

Spaß, ja. Und was für einer… Wo Denkmäler ja wenigstens machen, was man will, nämlich einfach dumm in der Gegend herumstehen, tun Enten genau dies nicht. Ich habe schon überlegt, einfach die Badeente zu nehmen, der nen Nylon-Faden umzubinden und sie auf dem See auszusetzen. Oder mir bei Amazon so ne Enten-Lock-Tröte zu besorgen, was mich unweigerlich zur nächsten Frage bringt: Wenn ein Fischmesser für Fisch ist, ist ein Entermesser dann für Enten?

Fun-fact: Der NFL-Quarterback Devlin Hodges wurde 2009 Junioren-Weltmeister im Entenrufen.

Versuch 1 – Müngstener Brücke

Einfach eine Ente auf irgendeinem Teich abzulichten, ist mir natürlich zu langweilig. Erste Idee war also, ins Wupper-Tal zu fahren (nicht nach Wuppertal) und an der Müngstener Brücke auf Enten zu hoffen. Die Müngstener Brücke ist mit 107m die höchste Eisenbahn-Brücke Deutschlands, spielt im Verkehrsnetz aber nur noch eine untergeordnete Rolle. In meinem Bild sollte sie die Hauptrolle spielen und eine Ente sollte vergnügt in der Wupper herumschwimmen. Durch die schiere Höhe und weil ich ja nur 28mm benutzen darf, war der Bildaufbau vor Ort gar nicht so einfach. Dazu kommt, dass die Brücke sehr wohl bekannt und der darunter liegende Brückenpark bei Erhloung suchenden Einheimischen gut frequentiert ist. Demzufolge gibt es vor Ort einiges an touristischer Infrastruktur, aber trotz ebenfalls anwesender und mit altem Brot bewaffneter Familie leider keine Enten. Ah doch, eine Ente hat sich kurz gezeigt, aber da war ich gerade auf dem Weg und zwischen uns beiden stand ein fettes Baugerüst. Dafür machten sich kurz darauf zwei Gänse auf den Weg zu mir. Gänse sind keine Enten und die Schweden sind keine Holländer.

Müngstener Brücke | Nikon Z6 & Nikkor 24-70 f4 | 1/160s. | f8 | ISO 250 | 24 mm KB

Ich fuhr weiter nach Düsseldorf, um mein Glück am Rhein zu versuchen. Ente vor der Düsseldorfer Skyline – Big City Duck, quasi. Blöderweise goss es mittlerweile wie aus Kübeln und zu allem Überfluss schwappte vom gegenüber liegenden Ufer auch noch der Lautsprecher einer Anti-Corona-Schwurbel-Demo herüber. Der Rhein hatte alles: Eine Gänsefamilie, Kraniche, Möwen, Kanuten…aber keine Ente. Doch! Halt! Da hinten schwimmt ein einsamer Erpel. Heißen Enten von Apple eigentlich AirPel? 🙂

Der Erpel war zu weit weg, das Bild grau in grau und ich komplett durchnässt. Ab nach Hause!

Versuch 2 – Alien vs. Blässhuhn

Der nächste Morgen startete um Punkt 5 Uhr. Ich wäre auch ne halbe Stunde früher aufgebrochen, aber das darf ich ja momentan nicht. Zum Sonnenaufgang wollte ich am nahe gelegenen Baldeneysee sein. Enten gab es dort zwar keine fotogenen, allerdings war mir vorher nie wirklich bewusst, dass Blässhühner gewisse Ähnlichkeiten mit dem Predator haben. Und der Sonnenaufgang wurde richtig geil! Als ein mit zwei Anglern besetztes Motorboot auch die letzten Wasservögel verscheuchte, machte ich mich auf den Heimweg…

Sonnenaufgang am Baldeneysee | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 5s. | f8 | ISO 100 | 30 mm KB

…drei Tage später stand ich wieder am Baldeneysee, diesmal zum Sonnenuntergang. So zumindest der Plan, denn als ich das Auto abstellte, begann es abermals zu schütten. Frühling ist, was du draus machst. Ich wartete 20 Minuten, es wurde nicht besser und just, als ich wenden und wieder fahren wollte, stolzierte demonstrativ eine Ente einen halben Meter vor mir über die Straße. „Ach, scheiß auf den Regen“, ich stieg aus und wollte zumindest mal kurz zum Seeufer laufen. Netterweise klarte es keine Minute später auf und ich konnte trockenen Fußes auf Entenjagd gehen. Kurze Nachfrage beim Spielleiter, Schwäne sind auch Entenvögel.

Aber der Spielleiter lehnte ab. Wie gut, dass mir noch eine Peking-Ente vor die Linse schwamm. Ja, die können tatsächlich schwimmen und werden nicht in chinesischen Küchen gezüchtet. 🙂

Versuch 3 – Die weiße Ente im Dechsendorfer Weiher

Mit der Peking-Ente vom Baldeneysee war ich schon relativ zufrieden. Jedenfalls so zufrieden, dass ich das Thema für mich erstmal ad acta legte und keinen besonderen ENThusiasmus (*nagnag*) mehr an den Tag legte.

Der Zufall, bzw. der Stadionkalender wollte es, dass ich nach Nürnberg fuhr und erstaunlicherweise war ich schon gefühlt 100 mal in Erlangen, 11 mal in Nürnberg im Stadion, aber noch nie wirklich in der Innenstadt. Zeit für einen kleinen Spaziergang! Aber erst ging es tags zuvor zum Stadion, bzw. zur Steintribüne, der ehemaligen Haupttribüne des Zeppelinfeldes. Mit dabei: Frank und seine Kamera. Keine Liebesbeziehung. „Hä? Wie kriege ich denn Stadion und Arena zusammen drauf?“ „Na, ich würd ja mal rauszoomen.“ Upsi.

Von der obersten Stufe der Steintribüne hatte man einen ordentlichen Blick auf das Stadion und der Sonnenuntergang wurde auch ziemlich geil. Hat sich gelohnt und nach so viel niveauvoller Konversation mussten wir den Abend dringend mit so etwas Niveaulosem wie dem ESC ausklingen lassen.

Max-Morlock-Stadion, Nürnberg | Nikon Z6 & Nikkor 24-70 f4 | 1/30s. | f8 | ISO 100 | 63 mm KB

Am Sonntagabend ging es erneut nach Nürnberg. Wir trafen uns „Am Schwurbler“, einem Betreiber eines Souvenier-Ladens, der im Zuge der Pandemie etwas abgedriftet ist. Leider hat man ihm sein Etablissement mittlerweile etwas ‚verschönert‘, sodass nicht jede seiner Botschaften gut zu entziffern war. Zusammengefasst kann man aber sagen, dass er irgendwie gegen alles ist.

Zuerst gingen wir über den Trödelmarkt (der Platz heißt so!) und mir schwammen auf der nächsten Brücke praktischerweise zwei Enten vor die Linse. Im Hintergrund der Henkersteg, ich habe die Enten aber nach dem Foto nicht zum nächsten China-Imbiss gebracht. Das ist übrigens mein Challenge-Foto geworden, deshalb musst du noch etwas durchhalten, bis du es bewundern darfst. 🙂

„Eine Kamera hält die Erinnerungen fest, die man nicht vergessen würde, wenn man kein Bier getrunken hätte.“

Nürnberger Meisterphilosophen

Wir nahmen uns derweil den Henkersteg von der anderen Seite vor. Oh, noch mehr Enten. Verdammt, die Kamera macht gerade ne Langzeitbelichtung…

Henkersteg & Henkerturm | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f13| ISO 50 | 14 mm KB

Ach, wofür hat man schließlich ein Smartphone?! Leider habe ich in der Eile nicht in den manuellen Modus gewechselt und das Ding hat ein HDR gemacht. Mit dem Ergebnis, dass die Wolken schrecklich aussehen.

Nicht weit entfernt wartete der Kettensteg. Diese schmale Brücke ist die älteste, noch erhaltene Kettenbrücke Europas. Du kennst vielleicht die berühmte Schwester in Budapest – freilich ein Stück größer, aber auch 20 Jahre jünger. Vom hiesigen Exemplar hat man einen schönen Blick auf die Stadt. Hier hätte ich mir wirklich mal mehr Brennweite gewünscht.

Blick auf Nürnberg | Nikon Z6 & Nikkor 24-70 f4 | 1/800s. | f8 | ISO 500 | 65 mm KB

Und während wir so über den Kettensteg tapsten, sahen wir einen waschechten Biber im Gebüsch sitzen. Wie war das mit den Nagetieren?

Die Weißgerbergasse ist zweifellos eine der schönsten Straßen Nürnbergs. Für einen Fotografen aufgrund der noch geschlossenen Gaststätten besonders reizvoll. Ob man diese Straße nochmal so zu Gesicht bekommen wird?

Weißgerbergasse, Nürnberg | Nikon Z6 & Nikkor 24-70 f4 | 1/250s. | f8 | ISO 500 | 24 mm KB

Besser im Winterhalbjahr

„Jetzt noch zur Burg hoch?“ „Nee, ich hab Knie.“ „Puh, das ist aber steil.“ „Nee, im Sommer ist der Sonnenuntergang dort nicht so geil.“ Besser im Winterhalbjahr…

Frank und ich verabschiedeten uns von unserer Begleitung Markus und machten uns auf den Weg nach Erlangen. Sein Wunsch war ein Foto, das den Blick über Erlangen zeigt. Aber dafür musste erstmal ein Spot gefunden werden und ich war nicht vorbereitet. Also fuhren wir mal auf den Burgberg, der übrigens weitläufig unterkellert ist. Vor der Erfindung des Kühlschrankes wurden in diesen Kellern die Bierfässer der Erlanger Brauereien gelagert und vor Ort ausgeschenkt, wovon die Redewendung „auf den Keller gehen“ noch heute zeugt. Die Erlanger Bergkirchweih – eines der größten Volksfeste Deutschlands – erinnert noch heute an diese alte Tradition. Aber ‚Berch‘ ist ja aus Gründen gerade nicht, sonst hätte Frank jetzt auch nen Maßkrug in der Pfote und nicht seine Sony A58. 😉

Mit dieser und ähnlicher Gerätschaft durchstreiften wir den Burgberg auf der Suche nach einem freien Blick auf Erlangen für den nahenden Sonnenuntergang. Aber: Keine Chance! Entweder stehen hässliche 70er-Jahre-Bauten im Weg, oder die Vegetation ist zu dicht. Mit einem Tele hätte ich mir wenigstens Details rauspicken können. Scheint der Running Gag des Abends zu werden. Besser im Winterhalbjahr…

Wir hatten derweil noch eine weitere Mission und dafür mussten wir tief in die Fränkische Schweiz nach Pottenstein. Eine Dreiviertelstunde gurkten wir durch Feld und Flur und nahmen auf dem Weg noch direkt die Burg Pottenstein mit.

Blick auf Pottenstein | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f13| ISO 200 | 16 mm KB

Dafür hatte ich zwar im Vorfeld die Burg ausgekundschaftet, jedoch nur „mal eben schnell“ den Fotospot markiert. Denkste, wir haben den Standpunkt um’s Verrecken nicht gefunden und stellten uns schließlich etwas weiter unten an die Straße – die Vegetation diente als Vordergrund.

Frank war mit seinem Spielzeug noch etwas überfordert, gerade im Dunkeln. Zumal der schlechte Autofokus der A58, den ich selbst noch zur Genüge kenne, ihn jetzt im Stich ließ und er manuell fokussieren musste. Das erste Mal in seinem Leben. Er war also ziemlich beschäftigt, schaute durch den Sucher und fand um’s Verrecken die Burg nicht mehr. Ich hatte parallel das gleiche Problem. Aber es lag nicht an meiner Müdigkeit und nicht an Franks Seidla, sondern die Blödmänner haben einfach die Beleuchtung der Burg um Punkt halb 11 ausgeschaltet. Da müssen wir wohl nochmal wiederkommen. Du ahnst es schon – besser im Winterhalbjahr…

Nun aber zum eigentlichen Grund der Anreise. Ich habe beim Durchgucken eine Höhle mitten im Wald gefunden, das Große Hasenloch. Also machten wir uns auf die Socken durch die finstere Nacht und den noch dunkleren Wald zu dieser Höhle. Dort platzierte ich Frank mit verschiedenen Licht-Utensilien. Blöderweise geht es vor der Höhle sehr steil nach oben, sodass ich mich nicht parallel zur Höhle aufstellen konnte und von unten fotografieren musste. Das geplante Zielfoto sah leider nach nicht viel aus, aber der spontan entstandene Höhlentroll ist auch ganz nett geworden…

Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 20s. | f4.5 | ISO 1000 | 30 mm KB

Nun fuhren wir noch an’s Walberla, bzw. versuchten, dort hinaufzukommen. Das Walberla, offiziell Ehrenbürg, ist ein einzelner Berg bei Forchheim. „Von da oben muss man eine tolle Aussicht haben.“ Zwar hatten wir Vollmond, aber auch wolkenlose Nacht. Meine Chance, die Milchstraße über Erlangen abzulichten. Wir versuchten tatsächlich, mit dem Auto dort raufzufahren (Faulheit siegt), aber das war nicht von Erfolg gekrönt und ich musste letztendlich rückwärts im Stockdunkeln einen steilen Feldweg runterrollen. Spaß geht anders. Wir parkten also am Wanderparkplatz, aber nach viel Latscherei den Tag über, konnte ich um halb 2 Uhr nachts keine Motivation mehr aufbringen, dort hochzukrampen, zumal es nun wirklich schattig wurde. Und da oben, ohne Schutz vor dem Wind… näääh. Aber wir hatten ja Vollmond, da könnte man doch zumindest mal kurz in die Ebene reinhalten.

Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 20s. | f11 | ISO 1250 | 14 mm KB

Nun drehte ich mich noch um und fotografierte stumpf einmal in den Himmel. Das Gemeine bei den Sternenbildern ist ja, dass du vor Ort auf dem Kamera-Display quasi nix beurteilen kannst, sondern sich die gesamte Wahrheit erst hinterher in Lightroom präsentiert. Sonst hätte ich gesehen, was da über mir passiert ist. Schade, das wäre Ihr Sternenhimmel gewesen…

Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 20s. | f4 | ISO 1250 | 14 mm KB

Besser im… NEIN VERDAMMT! Ich ärgere mich maßlos über meine Faulheit, diesen scheiß Berg hochzulaufen!

Auf dem Heimweg machte ich noch schnell in Frankfurt und Mainz halt, um die dortigen Stadien abzulichten. Aus Frankfurt fuhr ich direkt wieder weg – das Ding hieß früher nicht umsonst Waldstadion. Pünktlich beim Aussteigen in Mainz fing es an zu kübeln. 10 km hinter Mainz dann wieder strahlender Sonnenschein. Danke.

Opel Arena | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 1/640s. | f8 | ISO 400 | 19 mm KB

Es treten an…

Hannoi war an seinem Hausteich, dem Steinhuder Meer unterwegs und hat eine Entenfamilie genervt. Die hat sich aber immerhin gut versteckt.

Hannois Bild – Steinhuder Meer | Olympus Pen E-PL8 & M.Zuiko Digital 14-42mm f/3.5-5.6 | 1/400s. | f 8 | ISO 100 | 38 mm KB

Ich war ja, wie du schon lesen durftest, in Nürnberg und ließ die Enten zum Henker schwimmen.

Henkerbrücke Nürnberg | Nikon Z6 & Nikkor 24-70mm f4 | 1/160s. | f 5 | ISO 100 | 33 mm KB

Das Ergebnis

Das war wohl nix! 124 : 126! (20 Stimmen, 6,2 : 6,3) Immerhin nur knapp versägt, weil Schalker nun mal keine Ehre am Leib haben. Als Hannoi mir sein Bild geschickt hatte, dachte ich: Wow! Geil getroffen, gerade die Enten, die von der Sonne ein kleines Bisschen angeleuchtet werden. Gerade 1x 3 und 1x 4 für Hannoi finde ich schon arg grenzwertig…Ja, die Enten sind natürlich viel zu dunkel, aber wie willst du das mit nem JPG out-of-cam auch anders regeln, ohne andererseits die linke Bildhälfte völlig ausbrennen zu lassen? Die gleiche Wertung habe ich auch je einmal kassiert, mit der Begründung, das wäre kein Bild für ein Wettbewerb. Hä? Genau das war doch gefragt… naja, ich nehm’s sportlich und Hannois Gejammer, dass er eh keine Chance gegen mich hätte, wurde eindrucksvoll widerlegt, von daher: Ente gut, alles gut.

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