Tour de Schland – S1E6 – Hungergrüße aus der Lederhose

Tour de Schland – S1E6 – Hungergrüße aus der Lederhose

Abbruch, Abbruch! Beim Blick auf die Wetterberichte der nächsten Destinationen entschieden wir uns schon am Vorabend, die Zelte abzubrechen, bzw. gar nicht erst aufzubauen und die ganze Geschichte abzublasen. Die kommenden Unterkünfte konnten wir natürlich nicht mehr stornieren, aber die Aussicht, jetzt noch 5-6 Tage bei Dauerregen irgendwas „fotografieren“ zu wollen, war nicht verlockend. Und bevor man frustriert und verregnet auf einem Zeltplatz sitzt, fuhren wir lieber nach Hause und sparten so zumindest das Benzingeld und die Verpflegung. Man muss schlechtem Geld ja nicht noch zwangsläufig Gutes hinterherwerfen.

Start: Piding

Über: Harz, Nienburg

Ziel: Casa Kater!

km: 1.113

km gesamt: 2.943

Also ging es nach relativ viel Schlafenszeit direkt ans finale Packen. Meine Idee, am Morgen nochmal nach Berchtesgaden, bzw. zum Hintersee zu fahren, erteilte der Blick aus dem Fenster eine klare Absage; Fröhliche Wolken überall. Wir machten uns also auf die Socken und staunten nicht schlecht, dass direkt 30 Minuten später über’m Chiemsee strahlende Sonne anzutreffen war, wie wahrscheinlich schon die gesamten zwei Tage zuvor. Aber irgendwie stand es nie zur Debatte, einfach zum Chiemsee zu fahren. Warum eigentlich nicht?

Abteilung Attacke in der Bodenperspektive.

Diese A93 quer durch die Opferpfalz ist überhaupt gar nicht spektakulär, aber wir wollten mal was anderes sehen als auf der Hinfahrt. Pünktlich in Thüringen überkam uns ein leichtes Hungergefühl zur Mittagszeit. Also versuchten wir wieder, ne Imbissbude zu finden. Doch wo das am Montag so hervorragend geklappt hat, war nun keine auszumachen und Google ist bei so kleinen Bretterverschlägen auch keine große Hilfe. Der berühmte Imbiss an der Autobahn, der seit Jahrzehnten mit dem Bund im Rechtsstreit liegt und seine Würste über den Zaun verkauft, lag natürlich auf der anderen Seite. Und Hannoi taugt als Navigator nix, denn sonst hätte er herausgefunden, dass man das Ding auch über eine normale Abfahrt erreichen kann. Auch im Dorf, das für den Titel Pate stehen durfte, wusste Google nichts zu finden, in Eisenberg fanden wir immerhin einen Imbiss, der machte jedoch vor unserer Nase zu. Um 13:30 ist die Bereitschaft Geld zu verdienen also schon beendet. Nun ja, dann eben notgedrungen zum Schachtelwirt. Wir haben es wirklich versucht…

1.113 km an einem Tag. Das dürfte in meinen persönlichen Top 5 sein.

Mehr aus Trotz fuhren wir anschließend durch den Harz, statt die Autobahn drumherum zu nehmen. Das kostete uns am Ende zwar ca. 90 Minuten, aber wir wollten mal was anderes sehen, auch wenn der Harz bei – natürlich – Dauerregen kein allzu spannender Anblick ist. Aber Wernigerode werde ich mal näher auskundschaften, das sah beim Durchfahren sehr vielversprechend aus.

Gegen 20 Uhr war Hannoi dann zuhause und beim Ausräumen des Kofferraums haben wir festgestellt, dass diese dumme Flasche Kitzmann geplatzt ist. Fein säuberlich den Boden weggesprengt und der Inhalt verteilte sich auf den Teppichboden meines Kofferraums. Dabei stand die Flasche sogar in der Wasserkiste.

Dann starteten die traditionell schwersten Stunden einer jeden Tour: 250 km alleine die A2 runter. Pünktlich zu einem wunderschönen Sonnenuntergang erreiche ich nach über 12 Stunden Fahrtzeit mein Zuhause und fahre den Rechner hoch. Etwas niedergeschlagen verschiebe ich die schon vorgeschriebenen Entwürfe der abgesagten Etappen in den Papierkorb, starte Lightroom und importiere meine 733 Fotos…

Fast 3.000 km, gut 42 Stunden im Auto. Uffz!

Das war’s. Ende Gelände. Auch, wenn es sich stellenweise vielleicht anders gelesen hat, Spaß ist was du draus machst und den hatten wir selbstverständlich reichlich, hoffentlich hattest du beim Lesen genauso viel davon. Auch wenn das aus fotografischer Sicht natürlich zu 96% ein Schlag ins Wasser war, habe ich dennoch einige spannende Ecken meines Landes kennen und – ja – auch schätzen gelernt. Deutschland ist ein wunderbares Land, in dem es von hohen Bergen über ursprüngliche Wälder bis hin zu faszinierenden Städten alles zu sehen gibt. Thüringer Wald, wir sehen uns wieder!

Lessons Learned: Zukünftig buche ich solche Touren nur noch in Unterkünften, die ich bis zum Anreisetag kostenlos stornieren kann, auch wenn das teurer wird.

Epilog – die Outtakes

Da dieser Post naturgemäß mit weniger Bildern daherkommt, hier noch ein paar alternative Lightroom-Bearbeitungen, bzw. Perspektiven der auf der Tour entstandenen Bilder. Welche gefallen dir besser?

Fast wie im Hotel – Unser AirBnB bei Frankfurt

Und ich stelle mich derweil der eher philosophischen Frage, ob die bei Instagram zuhauf zu sehenden Bilder, die offensichtlich von Privatgrund gemacht wurden, es rechtfertigen, eben diesen Privatgrund zu verletzen. Oder im Zweifelsfall mit einem Foto aus einer 1B-Perspektive heimzufahren, das Verbotsschild der Anwohner aber zu respektieren.

Burg Katz aus einer anderen Perspektive | Sony SLT-A 58 & Tamron 17-50 f/2.8 | 1/50 sec | f/10 | ISO 100 | 33 mm KB
Skyline Frankfurt | Sony SLT-A 58 & Tamron 17-50 f/2.8 | 15 sec | f/8 | ISO 100 | 25 mm KB
Thüringer Meer – Farbenfroh-Edition | Sony SLT-A 58 & Tamron 17-50 f/2.8 | 1/250 sec. | f/8 | ISO 100 | 75 mm KB
Burg Ranis – ohne Blumen | Sony SLT-A 58 & Minolta 70-210 Ofenrohr f/4 | 1/100 sec. | f/8 | ISO 100 | 112 mm KB
„Schnetter“ Baum – Sony SLT-A 58 & Tokina 11-16 f/2.8 | 1/320 sec | f/8 | ISO 100 | 16 mm KB
Wolken können auch Drama auf der Rossfeld PanoDramastraße | Sony SLT-A 58 & Tokina 11-16 f/2.8 | 5 sec. | f/8 | ISO 100 | 16 mm KB
Hintersee mit Bootshaus | Sony SLT-A 58 & Tokina 11-16 f/2.8 | 1/250 sec. | f/8 | ISO 100 | 22 mm KB
Hintersee mit Klischeefelsen | Sony SLT-A 58 & Tokina 11-16 f/2.8 | 1/250 sec. | f/8 | ISO 100 | 16 mm KB
*summt ‚San Sebastian‘ von Sonata Arctica…* | Sony SLT-A 58 & Tamron 17-50 f/2.8 | 15 sec. mit ND 1000 | f/8 | ISO 100 | 25 mm KB
Maria Gern | Sony SLT-A 58 & Tamron 17-50 f/2.8 | 1/800 sec. | f/8 | ISO 100 | 45 mm KB
Keine Ahnung, wie man die Dinger nennt. „Gebets-Drive-In?“ | Sony SLT-A 58 & Tamron 17-50 f/2.8 | 1/400 sec. | f/8 | ISO 100 | 42 mm KB

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