Tour de Harz Teil 2 – Die Abenteuer des Niklas Müllkrug

Tour de Harz Teil 2 – Die Abenteuer des Niklas Müllkrug

Wie so oft hat die Überschrift nicht viel mit dem Inhalt des Beitrags zu tun. Dafür mit allerhand infantilem Blödsinn, denn schließlich war Hannoi immer noch dabei.

Der Freitag startete verhältnismäßig spät. Sonnenaufgang fiel eh aus, also kann man auch ausschlafen. Zumal für die Nacht wolkenfreier Himmel vorhergesagt war und diese deshalb eher lang ausfallen würde. Nachdem wir in Braunlage was zum Frühstück besorgt haben, fuhren wir in die Berge. Moment mal, wir sind schon in den Bergen. Ok, dann fahren wir halt aus den Bergen raus und wieder in die Berge. Hä? Verwirrt? Gut, ich auch. Es ging nach Halberstadt, eine gute Autostunde von Braunlage entfernt. Wir fuhren über Benzingerode, was mich zu der Frage führt, ob man dort wohl Benzin kaufen kann. In Halberstadt warteten die Klusberge. Clueso sahen und vor allem hörten wir aber glücklicherweise nirgendwo. Ich gebe zu, dass dieser schlechte Gag mündlich um einiges besser funktioniert. 🙂

Die CFR Cluj-Berge

Ok, CFR Cluj ist ein Fußballverein aus Rumänien. Mit einer Lokomotive im Wappen. Das wird dich nicht interessieren, also genug mit der Blödelei (vielleicht). Weiß man nicht um ihre Existenz, könnte man an diesen Klusbergen glatt vorbei fahren. Wobei das auch wieder schwierig ist, denn sie liegen an einer Sackgasse. Gefühlt ist das ganze Areal nur so groß, wie eine mittlere Kleingartensiedlung, aber viel spektakulärer! In der Gegend um Halberstadt rechnet man eigentlich nicht mehr mit sowas, da es dort schon relativ flach ist.

Peter Lustig war auch mal da…

„Was sollen wir hier?“ wunderte sich Hannoi, als wir durch die hinterste Ecke Halberstadts kurvten und an einem unscheinbaren Feldweg Halt machten. Von dort war es nur ein kurzer (aber verdammt steiler) Weg auf die Klusfelsen, einer bizarren Sandstein-Formation mit vielen verschiedenen Höhlen und Säulen.

Ich nenne ihn den „Schlumpfenfelsen“ | Nikon Z6 & Nikkor 14-30mm | 1/320s | f13 | ISO 125 | 14mm KB

Und menschlichem Einfluss – Enrico, Petra, Dirk, Ute… alle waren schon da und alle fühlten sich bemüßigt, irgendeinen geistigen Dünnpfiff in den Sandstein zu ritzen. Und einige ganz besondere Helden feierten wohl vergangenes Wochenende eine kleine Party hier oben – hätte ich eine leere Bierkiste mit hochgenommen, hätte ich die ohne Probleme füllen können. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr das hier lest: Fuck you!

Ich hasse Menschen!

Direkt gegenüber des Klusfelsens findet sich der Fünffingerfelsen, bzw. für alle Musikbegeisterten: Five Finger Death Punch-Felsen. Dieser soll besonders im Sonnenuntergang ziemlich spektakulär sein, aber unser Sonnenuntergang war heute anderswo verplant.

Ohne Flaschen sieht’s doch gleich besser aus – spektakuläre Höhlen! | Nikon Z6 & Nikkor 14-30mm | 1/200s | f8 | ISO 400 | 14mm KB

Wir versuchten derweil auf eine besonders vielversprechende Stelle zu gelangen, mussten aber aufgeben. Ich bin zu fett und Hannoi hat zu kurze Beine. Lolek und Bolek on Tour…

Das folgende Bild hat Hannoi von mir gemacht und mir dann später zugeschickt. Für den Dateinamen ‚Blødmånn vor Gerøllhåufen‘ muss man ihn einfach lieben.

Blick zum Fünffingerfelsen – Olympus Pen E-PL8 & M.Zuiko Digital 9-18 mm | 1/400s | f8 | ISO 200 | 18mm KB

Wenn du dort hin willst, solltest du unbedingt ‚Klusberge‘ ins Navi eingeben und nicht ‚Klusfelsen‘. Der ist in Goslar und bei weitem nicht so eindrucksvoll.

Hier wurde also die hessische SPD gegründet… was macht eigentlich Andrea Ypsilanti? Gibt’s die noch?

Auf den Schlossberg

Bevor wir nach Wernigerode zurück fuhren, hielten wir kurz am Supermarkt, um Getränkenachschub zu holen. Und wir brauchten Isolierband! Auf der Hinfahrt bat ich Hannoi, eine Mülltüte mitzubringen. Er tat wie geheißen, brachte ein grünes Exemplar mit und ich begrüßte ihn daraufhin mit den Worten „schön, dass du uns ein Trikot von Werder Bremen mitgebracht hast.“ Und was braucht ein echtes Trikot? Richtig, eine Beflockung und wer wäre dafür besser geeignet, als der Bremer Superstar und Werbeikone Niklas Füll…äääh…Müllkrug?

Zeit für Unfug muss sein!

Ein Kunstwerk, nech?! Wir sollten lieber beim Fotografieren bleiben? Na ok, weiter geht’s nach Wernigerode. Der Plan, etwas essbares zu finden, wurde aufgrund der proppenvollen Lokale ad acta gelegt und so erkundeten wir für später schon mal kurz die Fußgängerzone, ehe wir uns auf den Weg auf den Agnesberg machten. 100 Höhenmeter. Fleißige Leser dieses Blogs wissen, was 100 Höhenmeter mit mir veranstalten. Warum zum Henker habe ich mir eine Vollformat-Kamera gekauft? Wobei es beim Gewicht des Autors auf 1-2 Kg mehr oder weniger im Rucksack auch nicht ankommt.

Auf geht’s!

Oben angekommen schauten wir auf die Uhr: 12 Minuten! Blickkontakt – „Warum sind wir hier jetzt so hochgeastet wie die Blöden?“ Gute Frage, denn bis zum Sonnenuntergang war noch massig Zeit, die perfekte Kameraposition zu finden – entscheiden konnte ich mich am Ende aber doch irgendwie nicht. Zum Glück waren wir wenigstens alleine, für einen Freitagabend hat mich das überrascht. Ich wusste zu dem Zeitpunkt ja nicht, dass die alle in der Stadt sind… Ein junges Paar kam vorbei und freute sich tierisch, beim dritten Versuch endlich die Sonne untergehen sehen. Grüße nach Leipzig und Halle, aber Freude ist manchmal subjektiv, wie du gleich lesen wirst.

Das Schloss Wernigerode ist ein ganz zauberhafter Fotospot. Vom Agnesberg blickst du durch das Dickicht auf das Schloss und die darunter liegende Stadt. Das klappt besonders gut während der Blauen Stunde, oder mit einem schön dramatischen Sonnenuntergang. Problem an der Sache: Den ganzen Tag über begleitete uns ein schöner Mix aus Sonne und Wolken, aber direkt nach dem Aufstieg verschwanden die Wolken quasi in Zeitraffer und zurück blieb ein wolkenloser und somit mächtig unspektakulärer Himmel und als würde uns die Sonne nochmal extra den goldenen Mittelfinger zeigen wollen, verschwand sie kurz vor dem Untergang hinter einer fetten dunklen Wolke. Wären wir mal an den Klusbergen geblieben…

Schloss Wernigerode zum Sonnenuntergang vom Agnesberg | Nikon Z6 & Tamron 35-150mm | 1/200s | f13 | ISO 125 | 46mm KB

Guter Rat

Allerdings hätte die blaue Stunde dann ohne uns stattgefunden und was macht man in Wernigerode zu dieser Zeit? Natürlich das Rathaus fotografieren! Blöderweise war es noch immer Freitagabend und offensichtlich hatten nicht nur wir diesen revolutionären Vorschlag, was dazu führte, dass dort mindestens 10 Stative um die besten Plätze konkurrierten. Dies verwunderte auch anwesende Touristen: „Junger Mann, passiert hier gleich irgendwas?“ „Nö. Hier is einfach nur so schön…“ Was jedoch in meinem Bildausschnitt passierte, behagte mir weniger: Ein als Nachtwächter verkleideter Stadtführer parkte sich und seine Nachtwandergruppe genau zwischen mir und Rathaus. Wir erinnern uns an gestern – blaue Viertelstunde und dieser Haufen Mensch machte nicht den Eindruck, eine Packung Jagdwurst dabei zu haben.

Rathaus Wernigerode zur blauen Stunde | Nikon Z6 & Nikkor 14-30mm | 25s | f8 | ISO 50 | 14mm KB

Hannoi merkte blöderweise erst zuhause, dass er einen Geistermenschen im Bild hatte, das Problem wurde mit Photoshop schnell und zuverlässig behoben. Ich war auf eine möglichst lange Belichtungszeit aus. Auf die Idee, die Blende noch weiter zu schließen, kam ich aber irgendwie erst beim nächsten Bild.

Rathaus Wernigerode & Gebäudeensemble zur blauen Stunde | Nikon Z6 & Nikkor 14-30mm | 30s | f16 | ISO 100 | 14mm KB

In einiger Entfernung zogen bunt leuchtende Lampions in einer Seitengasse meine Aufmerksamkeit auf sich, bei näherer Betrachtung wollte sich mir aber nicht wirklich ein Motiv ergeben.

Also packten wir unseren Krempel zusammen und machten uns auf zu unserem letzten Fotospot an diesem Tag:

Devil’s Wall Trophy

Zur Teufelsmauer! Auf 20 km Länge verteilen sich scheinbar zufällig Erhebungen mit mächtigem Sandstein im Gelände und waren seit je her Quellen für Mythen und Sagen, die sich um ihre Entstehung rankten. Der Teufel sollte seine Finger dabei im Spiel haben, von dem Kollegen ist heutzutage aber nichts mehr zu sehen. Dafür versammeln sich in normalen Jahren allerhand schwarz angezogene Menschen um und auf der Teufelsmauer. Wir ließen das Hamburger Wappen, das die meisten Fotografen aufsuchen, links liegen und fuhren stattdessen nach Ballenstedt zum großen Gegenstein. An diesem Ort habe ich schon unzählige Nächte verbracht denn am Fuße des Gegensteins, auf dem örtlichen Flugplatz, findet seit 2009 das Rockharz-Festival statt. In den allermeisten Jahren fällt das Festival mit dem Vollmond zusammen und schon seit Jahren schleppe ich die Fotoidee mit mir rum, die Teufelsmauer irgendwie mit dem Vollmond abzulichten. Auf Hannois Frage nach einer konkreten Idee musste ich aber die Schultern zucken – so weit habe ich nie gedacht. Also fuhren wir mal hin und ich hoffte vor Ort auf einen Geistesblitz.

Wir parkten am örtlichen Womo-Stellplatz, hätten aber auch locker durchfahren können, wie wir später bemerkt haben. Aber so konnten wir wenigstens das nicht zugenommene Essen wieder abtrainieren. 🙂 Die einzige Chance, Teufelsmauer und (sehr tief stehenden) Mond auf’s Bild zu kriegen, bot sich aus weiter Ferne. Problematisch war nur, dass wir uns nicht nur 300m von der Mauer entfernt, sondern auch noch 60m tiefer als diese standen. Gut, dass ich die 150mm dabei hatte, während Hannoi in solchen Situationen die Grenzen seiner Kamera kennen lernt. Kit-Objektiv + etwas ältere Einsteigerkamera + stockfinstere Umgebung sorgten bei ihm nicht gerade für Jubelstürme. So fokussierte er relativ hilflos in der Gegend rum und ich muss mal wieder der Z6 Respekt zollen. Das soll jetzt nicht in Lobhudeleien meiner eigenen Kamera enden (Spoiler: Hannois Olympus wird in einem der nächsten Beiträge ausgiebig gelobhudelt) und auch kein blödes „teurer ist immer viel besser“-Gelaber werden, viel mehr war ich mal wieder beeindruckt. Der Mond verschwand gerade hinter den Steinen, es war also wirklich so absolut finster, dass ich den Boden unter mir nicht gesehen habe – Autofokus auf die Teufelsmauer: Treffer! Was zum Geier? Und Sony soll da NOCH besser sein?! Donnerwetter! Dass der Mond gerade hinter der Mauer war, war mein Glück, ich entschied mich für maximalen Minimalismus (gibt’s auch minimalen Maximalismus? Minimax-Prinzip?) und für die von hinten angestrahlte Silhouette der Mauer.

Großer Gegenstein der Teufelsmauer in Ballenstedt | Nikon Z6 & Tamron 35-150mm | 30s | f6.3 | ISO 500 | 150mm KB

Absoluter Jackpot wäre natürlich der Mond genau hinter dem Kreuz gewesen, aber so hoch stieg der Kamerad leider heute Abend nicht.

Dieser Mond bewegt sich übrigens viel schneller als gedacht und so mussten wir beinahe nach jedem Foto ein Stück nach links gehen, um ihn weiterhin im Bild zu haben. Wir sind bestimmt 150 Meter zurück gelaufen. Nicht immer hat das mittige Platzieren des Mondes akkurat funktioniert.

Großer Gegenstein der Teufelsmauer in Ballenstedt im Vollmond | Nikon Z6 & Tamron 35-150mm | 5s | f10 | ISO 1000 | 150mm KB

Ich wechselte kurz auf das Nikkor 14-30, um etwas vom Sternenhimmel abzukriegen. Nicht das beste Foto der Welt, aber Versuch macht kluch.

Die Teufelsmauer bei Ballenstedt unter Vollmond mit Sternenhimmel | Nikon Z6 & Nikkor 14-30mm | 20s | f4 | ISO 500 | 14mm KB

Aber nun erstmal ins Auto und schnell nach Blankenburg, bevor auch der Schachtelwirt seine Pforten schließt. Danach ging es noch ungefähr eine Stunde durch den Harz und wir tippten vorher, wie viele Autos uns in dieser Stunde wohl entgegen kommen würden: Zwei!

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