Baukräne sind die neuen Enten – ‚entlich‘ Sonne im Hunsrück!

Baukräne sind die neuen Enten – ‚entlich‘ Sonne im Hunsrück!

Wie am Vortag besprochen, machten wir uns auf den Weg zum „Pfockel-Spot“ und hockten uns dort in den Weinberg. Was mir im April bei dichtem Nebel allerdings verborgen blieb: Der Spot ist gar nicht mal so ideal, wie ich angenommen hatte. Und einen richtigen Sonnenaufgang gab es auch wieder nicht, graue Wolken am Horizont. Da wir nun eh vor Ort waren, kurvten wir etwas durch den Weinberg und fanden wenige Meter über der Stelle plötzlich den idealen Spot, der nämlich etwas weiter in den Berg herein reicht. Aus „nur mal eben hin und gucken“ wurde purer Dusel, denn just in dem Moment, in dem wir uns auf die dort bereitstehende Bank niederließen, riss der Himmel auf und die Sonne strahlte uns an.

Sonnige Moselschleife in Bremm – Sony SLT-A77II mit Tokina 11-16 f/2.8 – 1/60 sec. – f/16 – ISO 100 – 16 mm KB

Im Eifer des Gefechts habe ich schlampig gearbeitet und links zu viel Bildausschnitt draufgepackt. Und rechts zu wenig, die Straße sollte eigentlich komplett zu sehen sein. Aus dem Weinberg trollten wir uns wieder zu unserem Mobilnetz-Parkplatz von gestern, um das weitere Vorgehen zu planen. Allerdings zog gerade praktischer Nebel durch das Tal, dem wir nicht widerstehen konnten.

Irgendwo hoch über der Mosel – Sony SLT-A77II mit Tokina 11-16 f/2.8 – 1/1000 sec. – f/16 – ISO 320 – 24 mm KB

Und auch diese Haarnadelkurve sah jetzt komplett anders aus, als noch gestern Nachmittag.

Sony SLT-A77II mit Tokina 11-16 f/2.8 – 1/400 sec. – f/8 – ISO 320 – 16 mm KB

Wir sattelten die Hühner und machten uns auf ins 90 Minuten entfernte Hübingen, ein kleines Dorf mittig zwischen Mosel und Rhein. Etwa 2 km davon entfernt mitten im Wald befindet sich ein Felsen namens Peterslay. Lay, bzw. Ley kommt aus dem Altsächsischen und bedeutet so viel wie Felsen, bzw. Klippe. Grüße von der Loreley. Und wieder was gelernt. 😉

Peterslay ist aber aus einem anderen Grund interessant: Der Felsen ragt einige Meter aus der Umgebung heraus und unter dem Felsen geht es 50 Meter tief abwärts. Wenn du da abschmierst, kommt aber kein Postbote mehr, um mal Bud Spencer zu zitieren.

Auf dem Peterslay – Olympus Pen E-PL 8 mit M.Zuiko 14-42mm EZ – 1/640 sec. – f/7.1 – ISO 200 – 28 mm KB

So sieht das Ganze übrigens ohne im Weg stehenden Schreiberling aus:

Felsen Peterslay – Sony SLT-A77II mit Tokina 11-16 f/2.8 – 1/3200 sec. – f/6.3 – ISO 200 – 16 mm KB

Nun stand die längste Auto-Etappe an. Knapp 90 Kilometer lagen vor uns, immer entlang der Hunsrückhöhenstraße, die überraschend gut ausgebaut und demnach flüssig fahrbar ist. Wenn man fotografisch in der Gegend ist, darf ja eine Burg nicht fehlen. Bzw. das, was noch davon übrig ist. Die Burg Baldenau ist die einzige Wasserburg im gesamten Hunsrück, aber mehr als der 24 Meter hohe Bergfried ist davon nicht mehr zu sehen. Dafür waren sehr viele Autos zu sehen, an diesem sonnigen Samstagmittag interessierten sich mehr Leute als uns lieb war für diese Burg. Leider auch die zwei Kandidaten direkt vor dem Bergfried, die mir blöderweise erst hinterher aufgefallen sind.

Burg Baldenau – Sony SLT-A77II mit Tokina 11-16 f/2.8 – 4 sec. – f/7.1 – ISO 100 – 16 mm KB – ND-Filter

Auch aus anderen Winkeln kann man schöne Bildausschnitte finden. Wie hier mit dem Steg über ein kleines Sumpfgebiet, der zur Burg führt.

Sony SLT-A77II mit Sigma 18-35 f/1.8 Art – 1/160 sec. – f/7.1 – ISO 100 – 36 mm KB

Wir fuhren weiter zum Viadukt der Hunsrückbahn. Dieses ist gut 50 Meter hoch und wird seit 30 Jahren nicht mehr befahren. Es liegt mitten im Wald gut versteckt und hinkommen ist nur über einen steilen Trampelpfad möglich. Neben dem Viadukt ist ein riesiger heller Steinbruch. Unser Plan war eigentlich, dass die untergehende Sonne diesen Steinbruch anstrahlt. Leider wurde der Plan dadurch zunichte gemacht, dass zwischen Steinbruch und Viadukt einige echt fette Bäume herumstanden.

Hunsrückbahn-Viadukt – Sony SLT-A77II mit Sigma 18-35 f/1.8 Art – 1/400 sec. – f/6.3 – ISO 400 – 27 mm KB

Fotografisch war der Ausflug zu diesem Viadukt gar nicht mal so gut. Keine Chance, einen halbwegs brauchbaren Winkel zu erhaschen, auch der zwischenzeitlich in einem abenteuerlichen Busch verschwundene Hannoi hatte immer irgendwelche Sträucher vor der Linse. Dafür war der Fußweg dort hin über abermals mehr als 20% steile Pfade inkl. Sprung über einen Bach ein kleines Highlight. Wandern kann Spaß machen, warum hat mir das noch niemand vorher gesagt? Wir verwarfen die Idee, dort länger zu verweilen. Hektik kam auf. Wir brauchen irgendwas Spektakuläres für den Sonnenuntergang. „Lass uns mal zur Mosel zurück zu fahren, die sieht schließlich immer gut aus“, schlug ich vor und wir suchten uns schnell etwas, wo der Winkel halbwegs stimmte und machten uns auf die Socken.

Wirklich schade, dass die Ampel so schnell auf grün sprang. Hannoi hatte schon sein Handy aufs Armaturenbrett gepfeffert und sich zum Aussteigen bereit gemacht. Der Knabe hinter uns verlangte dringend nach einer Tracht Prügel. Sollte ich irgendwann erfahren, dass du dich totgefahren hast, komme ich wieder, um auf dein Grab zu pissen, du dummes Schwein! Es gibt wenige Situationen, in denen ich ernsthaft wütend werde, normalerweise bin ich total ausgeglichen. Aber wenn jemand seine tiefergelegte Prollkarre als Waffe einsetzt, und mir auf kurvigen Serpentinen quasi in der Stoßstange hängt, werde ich wirklich zornig. Auch 10 Minuten später hatte ich mich noch nicht wieder beruhigt und der nahende Sonnenuntergang tat sein Übriges.

Wir parkten unorthodox und versuchten, durch das Dickicht einen Blick auf das Moseltal zu erhaschen. Dies gelang uns, allerdings gab es zwei Probleme: Die Sonne verschwand pünktlich zu ihrem Untergang hinter einer dicken Wolkendecke und dieses Gewerbegebiet genau vor uns im Moseltal war absolut hässlich. Das ist doch nicht mehr normal! Den ganzen Tag scheint dieses verdammte Drecksding und rechtzeitig zu ihrem Untergang kommen dicke, graue Wolken.

Langsam meldete sich auch unser Hungergefühl, aber erstmal mussten wir rückwärts wieder aus diesem Waldweg rausfahren, in den wir hektisch reingefahren sind. Wir dachten uns, dass jede gegessene Ente nicht mehr in irgendwelchen Bildern herumflattern kann und begaben uns zum Chinamann. Die dortige Wartezeit vertrieb Hannoi sich damit, seine Niederlage im Qiumi-Managerspiel schon mal auszuwerten.

Praktischerweise lag der Entenbräter genau am Moselufer und gegenüber stand das Postamt Traben-Trarbach. Sehenswert, wenn da nicht die Baukräne wären. Baukräne sind die neuen Enten. Kann man auch nicht so gut braten.

Postamt Traben-Trarbach – Sony SLT-A77II mit Sigma 18-35 f/1.8 Art – 10 sec. – f/11 – ISO 200 – 52 mm KB

Die nächsten 75 Minuten verbrachten wir wieder im Auto. Wir hatten ja noch eine Mission, die das Highlight der Tour werden sollte: Die Hängeseilbrücke Geierlay, die seit 2015 das Mörsdorfer Bachtal auf 100 Metern Höhe überspannt und von Touristen überlaufen ist – aber nicht nachts bei ausbaufähigem Wetter. Die Benutzung der Brücke ist kostenlos, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die Faulheit in uns versuchte natürlich, so nah wie möglich an die Brücke ranzukommen. Wird nachts ja schon nicht so wild sein, dachten wir uns. Aber auf der ‚Zielseite‘ in Sosberg war tatsächlich alles im Umkreis von 1,5 km abgesperrt und Möglichkeiten, das Auto dort abzustellen, gab es schlicht keine. Also weiter nach Mörsdorf, dem Touristen-Hotspot inkl. Großparkplätzen und ‚Besucherinformation‘. Schon weit vor dem Ort sahen wir die ersten Parkplätze – was muss hier wohl tagsüber bei Sonnenschein los sein! Wir kurvten weiter durch den Ort, keine Chance, irgendwo das Auto abzustellen, man wird quasi gezwungen, diese offiziellen Parkplätze zu nutzen. Für 8€ pro Tag und zwar auch nachts!

NACHTS??? Um 2 km vor dieser Brücke parken zu dürfen, muss man NACHTS bezahlen? Was stimmt denn nicht mit euch?? Wir hätten es sogar fast gemacht, aber der einsetzende Nieselregen drückte die Motivation auf das Niveau des Toten Meeres. Also fuhren wir wieder in unsere Unterkunft und stellten den Wecker diesmal etwas christlicher, einen Sonnenaufgang würde es sowieso nicht geben.

„Christlich“, dachte sich der benachbarte Kirchturm und setzte um halb 7 zum Soundcheck an. Schlaf wird eh überschätzt, also waren wir viel zu früh fertig und beschlossen, einen Abstecher zur Burg Eltz zu machen. Das hat ja im Juni wegen Überfüllung überhaupt nicht funktioniert, aber in aller Herrgottsfrühe bei Scheißwetter schien uns das ein guter Plan zu sein.

Der Plan funktioniert sogar, aber auch morgens um halb 9 war natürlich schon jemand zugegen, um Parkgebühren zu kassieren. Die Burg Eltz liegt im Tal des gleichnamigen kleinen Flusses und ist eine der wenigen Burgen, die nie gewaltsam erobert wurden. Daraus resultiert auch der überaus gute Bauzustand, der jährlich abertausende Touristen in das abgelegene Tal lockt. Hinkommen ist nämlich gar nicht so einfach, am Parkplatz angekommen muss man noch 100 Höhenmeter bergab wandern (oder den Bus nehmen). Wir entschieden uns für den Fußweg, auch um unterwegs von verschiedenen Höhen unterschiedliche Blicke auf die Burg zu bekommen. Im engen Burgtal bilden sich gerne kleine Wolken, die sich für ein Foto natürlich förmlich aufdrängen.

Burg Eltz – Sony SLT-A77II mit Sigma 18-35 f/1.8 Art – 1/8 sec. – f/7.1 – ISO 200 – 52 mm KB

Zurück nahmen wir dann den Bus, natürlich ist dieser nicht in der Parkgebühr inbegriffen, sondern kostet 2€ extra. Pro Fahrt. Runterlaufen ist gar nicht so blöd.

Nun hatten wir aber immer noch keinen Wasserfall. Die Klidinger Wasserfälle waren kein Thema mehr, das hätte locker einen halben Tag verschlungen und Hannoi musste ja noch fünf Stunden Auto fahren. Kurzer Check an der erstbesten Tankstelle (Netz und so…), die El(t)z kann auch Wasserfälle. Auf dem Weg zur Autobahn. Auf zum Elzer Wasserfall in Pillig! Wortwitze darüber sind mir aber zu pillig. :=)

Wie sollte es auch anders sein, auch hier fand sich wieder eine Burg. Ich frage mich ja, warum die im Mittelalter um diesen toten Landstrich so ein Gewese gemacht haben, dass hier alle fünf Kilometer irgendeiner seine in Stein gemauerte Potenzsteigerung zur Schau stellen musste. Hier thront die Burg Pyrmont – nicht verwandt oder verschwägert mit dem niedersächsischen Bad Pyrmont – gut fünfzig Meter über der Elz. Direkt an der Elz und somit in grauer Vorzeit direkter Nutznießer der Wasserkraft ist die Pyrmonter Mühle, die heute ein Restaurant beherbergt, das es sich selbst in Corona-Zeiten nicht nehmen ließ, seine Sonnenschirme aufgespannt auf der Terrasse vorzuhalten.

Elzfall mit Burg Pyrmont – Sony SLT-A77II mit Sigma 18-35 f/1.8 Art – 1,3 sec. – f/10 – ISO 80 – 27 mm KB

Ich war überrascht, für dieses Bild kein Ultraweitwinkel zu brauchen. Die Pyrmonter Mühle wäre links im Bild, hatte aber die erwähnten Schirme am Start. Und die Mühle hätte ich sowieso nicht ganz drauf bekommen, denn direkt links von mir war ein massiver Baum. Der auch seine guten Seiten hatte, durch die Regenfälle der letzten Tage war das Ufer ordentlich verschlammt und ich konnte mich ausgezeichnet festkrallen, um nicht von diesem reißenden Strom fortgerissen zu werden.

Fazit: Schön ist diese Mosel ja. Gerade im Herbst, wenn die Weinreben bunt leuchten. Wenn denn die Sonne scheint, denn das Wetter war mal wieder so… naja. Hannoi ist ne echte Pechmarie! Immer, wenn der irgendwo dabei ist, fängt der Himmel das Weinen an. Vor Glück, natürlich. *hust*

3 Kommentare

Echt tolle Fotos!
Ich habe dein Blog im Jahresrückblick von Blogografie gefunden und bin gleich mal vorbeigekommen. Dein Blogbeitrag über den Hunsrück hat mir sehr gefallen. Hier war ich noch nicht, auch wenn ich manche Motive kenne.

Ich habe deinen Blog gleich in meinen Feedreader geworfen.

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