Die Nikon Z6 macht Spaß! Das Kit-Objektiv nur bedingt, es hat nämlich eine Vignette (dunkle Ecken im Bild), die geradewegs aus der Hölle stammen muss. Ich habe lange überlegt, ob ich das Ding als Kit-Objektiv bezeichnen soll, immerhin schreibt Nikon 1.099€ UVP an das Ding dran. Zum Vergleich, das 24–50 mm 1:4–6,3, das der Z5 beiliegt, steht für 479€ in der Preisliste. Klar irgendwie müssen sie ja den Preisaufschlag der Z6 im Vergleich zur nicht unbedingt schlechteren Z5 rechtfertigen. Beide Preise sind natürlich utopisch, niemand wird diese Preise für diese Objektive bezahlen.
Vorab zur Einordnung: Ich bin verwöhnt! An meinen Sonys hatte ich das Sigma 18-35 f/1.8 Art und das war exzellent. Leider nur für APS-C, sonst hätte ich mir irgendeinen Weg gesucht, das zu adaptieren und wenn ich dafür fünf Adapter hintereinander auf das Bajonett hätte schrauben müssen. Vielleicht hätte ich die Z7 kaufen und die im APS-C Modus betreiben sollen. Bei 45,7 Megapixeln wäre genug Reserve übrig geblieben. 😉
Astrofotografie – ein erster Test
Wir nutzten ein wolkenfreies Fenster und einen gottlosen Acker im niedersächsischen Nirgendwo für einen ersten Test: Blende auf, ISO hoch und einfach mal in den Nachthimmel halten. Was dann kam, hat mich sprichwörtlich entsetzt: Die Ecken waren nicht nur dunkel, sondern schwarz! Sowas habe ich noch überhaupt nie gesehen. Weder beim Tamron 17-50 f/2.8, schon gar nicht beim Sigma 18-35 f/1.8 Art und auch nicht bei der Plastikscherbe Sony SAL 18-55mm f3.5-f5.6. Meine erste Reaktion zuhause am Bildschirm war: „Und DAFÜR habe ich jetzt knapp 2.000€ ausgegeben?!“
Dabei ist es übrigens wurscht, ob bei 24 oder bei 70 mm. Es ist an beiden Enden gleich schlimm, gefühlt bei 70mm mehr. Auf f/8 abblenden bringt zwar ein bisschen was, aber auch nicht so richtig viel. Obiges Bild habe ich bei f/5.6 aufgenommen, bei f/4 ist alles noch viel schlimmer.
Der Workaround
Also schrieb ich Nikon an und in gebrochenem Deutsch antwortete man mir, dass die Kamera eine interne Vignettierungskorrektur hat, die auch auf RAW-Dateien wirkt. Aha?! Man mag mich naiv nennen, aber ich will in einem RAW die rohe (raw!) Datei haben und eben keine kamerainterne Korrektur. Aus dem gleichen Grund gibt es für das Objektiv übrigens kein Korrekturprofil in Lightroom – geschieht bereits automatisch. Irgendwie befriedigt mich das nicht. Bei JPEG out-of-cam kann ich das Vorgehen nachvollziehen, bei RAW-Dateien nicht. Aber hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mir trotzdem keine Sony A7 III gekauft. 😉
Das habe ich natürlich ausprobiert. Im Menü [Fotoaufnahme] gibt es den Menüpunkt [Vignettierungskorrektur], den man auf drei verschiedene Werte einstellen kann.
Der Test
Für den Test habe ich mir eine weiße Wand geschnappt und mit 70mm Brennweite und Blende f/4 auf die Wand gehalten. Alle Ergebnisse sind nur von RAW in JPEG konvertiert, ohne weitere Bearbeitung.
Wie die Vignette mit vorgeschraubtem Filter aussieht, konnte ich nicht testen, da ich keinen nativen ø72mm-Filter im Haus habe. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass der Filter nicht unbedingt die Vignette verbessert.
Hier zum Vergleich Stufe 0 und Stufe 3 der Vignettenkorrektur, nachdem ich in Lightroom den ‚Dunst entfernen‘-Regler auf +40 gestellt habe:
[twenty20 img1=“2318″ img2=“2319″ offset=“0.5″ before=“Vignettierungskorrektur Stufe 0″ after=“Vignettierungskorrektur Stufe 3″]
Fazit
Wie man sieht, die Softwarekorrektur schafft ein bisschen was weg, allerdings ist auch auf Stufe 3 noch eine deutliche Vignette vorhanden.
Macht mich das glücklich? Nein! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich entweder das 24-70 f/2.8 genommen, was freilich eine Stange mehr Geld kostet, oder wäre zu Panasonic marschiert. Die Panasonic S5 ist mit dem Kit zwar gute 400€ teurer, aber das Netz ist voll des Lobes über das 20-60 Kit-Objektiv (für mich eine sehr interessanter Zoombereich) und ich würde mich nicht jetzt nicht ärgern.