Groundhopping in Corona-Zeiten – Teil 1

Groundhopping in Corona-Zeiten – Teil 1

Da haben wir doch glatt ein Problem! Seit 2018 erstelle ich jedes Jahr einen Stadionkalender, um ihn an die Nutzer unseres Fußballforums qiumi.de zu verkaufen und damit der Serverkasse etwas unter die Arme zu greifen. Seitdem haben wir unter allen Nutzern Bilder gesammelt, anschließend abgestimmt und daraus dann den Kalender gestaltet. Und nun war seit 12 Monaten keiner von uns mehr in irgendeinem Stadion! Relativ schnell war mir klar, dass ich keine „übrig gebliebenen“ Bilder aus den vergangenen Jahren recyclen wollte, also musste eine neue Idee her.

Das Kalenderblatt aus Oktober 2019 – das Stadion der Olympischen Spiele 1920 in Antwerpen

Brainstorming mit Hannoi

Was kann man fußballbezogen fotografieren, wenn man nicht ins Stadion kommt? Kassenhäuschen? Stadien von Außen? Stadien von Außen! Hatten wir vereinzelt in den letzten Jahren schon drin, warum also nicht. Wenn man jetzt ne Drohne hätte (und dort fliegen dürfte, wo Stadien normalerweise halt so stehen)…

Also ging die Planung los. Welche Stadien sehen von Außen überhaupt nach was aus? Wir achten normalerweise nicht so sehr darauf, für uns ist das Innenleben wichtiger. Nun war guter Rat teuer. Antwerpen fiele mir als Erstes ein, aber dazwischen hat der liebe Gott eine Landesgrenze gelegt. Vergessen wir also ganz schnell wieder. Die Liste wuchs und die Ideen auch. Bochum, Osnabrück, Braunschweig am besten unter Flutlicht. Also wurden wie in guten alten Zeiten die Spielpläne studiert. Blöderweise ist uns das zum Saisonende eingefallen, die Zahl der Abendspiele nahm also rapide ab.

Das Kalenderblatt aus März 2020 – Die legendäre Anfield Road in Liverpool

Das Ultraweitwinkel – der beste Freund des Menschen

*wuff wuff* hat’s zwar nicht gemacht, aber für das Projekt wurde mein 14-30 f.4 schnell meine Allzweckwaffe. Stadien sind ja meistens recht ausladend und gerne eng bebaut. Mehr ist besser, ich hätt auch ein 12er mit Kusshand genommen, wenn das bezahlbar wäre. Ich finde Ultraweitwinkel ja sowieso spannend, man braucht halt nur die Motive dafür. Aber gerade in der Stadt gibt’s soooo viele Einsatzmöglichkeiten für den Kollegen.

Der Rest meines Setups war eigentlich relativ einfach: Stativ, Kamera, fertig. Bei einigen Bildern habe ich zusätzlich noch einen ND-Filter genutzt. Gerade das Stativ kam öfters an seine Grenzen, denn ich stand ein- ums andere Mal vor irgendeinem blöden Zaun, auf den ich dann die Kamera samt Stativ „gelegt“ habe. Aber ein höheres Stativ ist ja unglaublich teuer, was es wiederum mit gutem Rat in so manchem Fall gemeinsam hat.

Samstag, 20. März 2021 – Krefeld & Gelsenkirchen

Letzte Chance für die Schalke-Arena: Samstag, 20. März, 18:30h. Dies kombinierte ich mit der Krefelder Grotenburg, in der sowieso momentan aufgrund ihres Zustandes nicht gespielt wird. Also kann ich auch Mittags hin. Strahlend blauer Himmel ist nicht das favorisierte Licht für Fotos, der Wetterbericht für den Abend interessierte mich aber mehr. Sonnenuntergang mit leichten Wolken, perfekt. Ab nach Gelsenkirchen! Aber erst nach Krefeld. Netterweise hat der Zaun schon bessere Tage gesehen. Ein riesiges Loch im Maschendraht, wie gemacht für die Kamera.

Grotenburg-Stadion, Krefeld | Nikon 14-30mm f/4 | 1/400s | f/8 | ISO 100 | 24 mm KB

Auf dem Weg von Krefeld nach Gelsenkirchen klapperte ich zwei weitere Stadien ab: Das Wedaustadion in Duisburg und den alt-ehrwürdigen Uhlenkrug in Essen. Letzterer war sinnlos, da man von der Straße aus absolut nichts sieht. Das Wedaustadion war letztlich auch sinnlos, denn der MSV hatte an diesem Samstag-Nachmittag ein Heimspiel und ich war ehrlich erstaunt, dass auch bei Geisterspielen so viele Leute an einem Stadion herumlaufen, die nicht so aussahen, als hätten sie rund um das Spiel irgendeinen Job zu erledigen. Auch die nicht geringe Anwesenheit der Polizei überraschte mich.

In Gelsenkirchen das gleiche Bild: Sehr viele Ordner, die die Zufahrten hermetisch abriegelten, also stellte ich mich an meinen „Spezialparkplatz“ an ein verlassenes Möbelhaus und da ich noch eine Menge Zeit hatte, lauschte ich erst entspannt der WDR2-Bundesligakonferenz, ehe ich mich aufmachen wollte. Entgegen aller Vorhersagen zog der Himmel aber nun komplett zu und mit Blick auf die nun aktualisierte Wettervorhersage entschloss ich mich, abzuhauen. Danke für nichts, aber so ist das nun mal… Blöderweise war das das letzte Abendspiel von Schalke (in der Bundesliga für eine seeeehr lange Zeit 😀 ) und so muss ich nun mal schauen, ob die Schalke-Arena ihren Platz im Kalender finden wird…

Mittwoch, 24. März 2021 – Wuppertal

Tage ohne Regen in Wuppertal kann man an einer Hand abzählen. Das Stadion am Zoo stand erst gar nicht auf meiner Liste, aber da ich nur 10 Minuten davon entfernt wohne, wollte ich zumindest mal vorbeischauen. Tags zuvor fragte Andy eher zufällig bei WhatsApp, was das für ein Stadion sei und schickte ein Bild des besagten Grounds. Ich konnte es natürlich entziffern und so ist er jetzt um eine Kiste Bier reicher und sein Kumpel, der ihm dieses Bild geschickt hatte, brachte mich auf meine Zielfoto-Idee. Von der anderen Seite hatte ich das noch gar nicht betrachtet, ich war erst ein Mal dort und meine Erinnerungen sind eher nebulös. Ach, hinter der Haupttribüne geht genau die Sonne unter? Und Google Street View zeigt mir, dass dort nicht allzu hohe Stahltore sind, über die ich mit etwas Geschick locker die Kamera bekommen sollte. Auf geht’s!

Dummerweise verzerrt die Perspektive bei Street View etwas und aus „nicht allzu hoch“ wurden ca. 3 Meter. So ein hohes Stativ habe ich natürlich nicht dabei. Also bastelte ich mein Stativ in ein Einbein um (ich hab mich schon gefragt, was ich mit dieser Funktion soll…) und legte die ganze Konstruktion auf die Stacheln dieses Tores. Und wie löse ich jetzt die Kamera aus?

Manchmal hat Fotografie überhaupt nix mit Romantik zu tun! | LG G7 – die Nikon geht ja am Stock

Na, wo liegt der Kabelauslöser? Richtig, zuhause! Aber ich habe ja zum Glück eine Nikon und muss mich nicht mehr mit unausgegorener Sony-Software herumärgern. Also flugs die Kamera mit der Handy-App verbunden und schon konnte ich am Handy mitsamt Live-View alle Einstellungen vornehmen und abdrücken. So einfach, so zuverlässig, so unersetzlich.

Stadion am Zoo, Wuppertal | Nikon 14-30mm f/4 | 1/320s | f/16 | ISO 100 | 30mm KB

Freitag, 26. März 2021 – Köln, bzw. Aachen, bzw. Leverkusen. Und GE 2.0

Nennen Sie ein Verkehrshindernis mit sieben Buchstaben… Wer die Reisegeschichte aus dem Hunsrück gelesen hat, dürfte einen Flashback haben. Außerdem wurde ich spontan dazu verdonnert, einen Raum auszumisten. Aachen strich ich dann gedanklich schon mal von meiner Liste und für Köln war die Wettervorhersage ziemlich bescheiden. Ich fuhr trotzdem mal hin und es sah auch ganz passabel aus – allerdings waren diese Lichtstelen am Müngersdorfer Stadion nicht eingeschaltet. Warum nicht? Was soll das? 🙁 In meiner Verzweiflung fuhr ich nach Leverkusen… Dort hatte ich das Glück, dass deren Rasenwachstumsbeschleunigerlampen (Mark Twain hatte mit seinem Essay ‚die schreckliche deutsche Sprache‘ durchaus recht) eingeschaltet waren und das Dach gelb anstrahlten. Ein Trost für den aus fotografischer Sicht völlig verkorksten Tag.

BayArena, Leverkusen | Nikon 14-30mm f/4 | 15s | f/16 | ISO 100 | 16 mm KB

Später am Abend fuhr ich noch nach Gelsenkirchen, um mein Glück abermals bei der Arena zu versuchen. Aber mittlerweile ist Schalke 04 so pleite, dass dieses riesige Luftkissenboot abends nicht mehr beleuchtet wird und es war einfach finster wie ein Bärenarsch. Völlig sinnlos, trotz Vollmond. Auch die Glückauf-Kampfbahn, die alte Spielstätte der Schalker, lag zappenduster an der Schalker Meile.

Samstag, 27. März 2021 – Das Bild des Jahres in Aachen?!

Also fuhr ich tags darauf nochmal nach Aachen. Die Vorhersagen für den Sonnenuntergang waren günstig und in Aachen gibt es in der Soers (ja, es heißt die Soers) gleich zwei Stadien in 100 Meter Abstand zu bestaunen. Einmal den Tivoli der Alemannia – zu dem kommen wir später – und das Stadion des CHIO Aachen. Das ist überraschenderweise keine Chips-Sorte, sondern steht für Concours Hippique International Officiel, also quasi die Formel 1 des Pferdesports. Die haben dort tatsächlich ein Stadion für 40.000 Besucher und da ich schon mal da war…

CHIO-Springstadion, Aachen | Nikon 14-30mm f/4 | 1/250s | f/8 | ISO 500 | 14mm KB

Nun aber zum Tivoli. Der ist zwar im Endeffekt eine 1:1-Kopie des neuen Rudolf-Harbig-Stadions zu Dresden, aber eben gelb. Und was ist die Komplementärfarbe zu gelb? Richtig, blau! Nachname ‚Stunde‘. Passend dazu wird das Stadion abends dezent beleuchtet – nun brauchte ich nur noch einen ansprechenden Vordergrund und einen spektakulären Himmel. Der kam in Form einer fetten, bedrohlichen Wolke. Als Vordergrund diente mir die CHIO-Brücke über die B57 und so konnte ich direkt noch mein Lieblingsspielzeug mit einbauen: Lichtspuren.

Tivoli, Aachen | Nikon 14-30mm f/4 | 25s | f/16 | ISO 50 | 19mm KB

Auf dem Rückweg kam ich an Köln vorbei und da über mir der Vollmond strahlte, wollte ich mal schauen, ob ich heute mehr Glück beim Müngersdorfer Stadion hatte. Hatte ich! Allerdings ist der Winkel etwas ‚abstrakt‘, weil ich unbedingt den Mond mit draufkriegen wollte und die Örtlichkeit nicht viel Anderes zuließ.

Müngersdorfer Stadion, Köln | Nikon 14-30mm f/4 | 30s | f/16 | ISO 400 | 14mm KB

In der nächsten Folge der Serie ‚Groundhopping in Corona-Zeiten‘ nehme ich dich mit auf einen kleinen Streifzug durch das Ruhrgebiet. Stay tuned.

4 Kommentare

Eine schöne Reise durch die Stadienwelt, wenn Du auch viel im Auto gehockt hast.
Die Menudarstellung für die mobile Darstellung (in diesem Fall Handy) ist noch immer weiß auf weiß und somit nicht zu erkennen.
VG
Oli

Moin Oli,

so ist das beim Groundhopping. Eigentlich siehst du nur die Autobahn und ein paar Stadien. 😉

Danke für den Hinweis mit dem Mobil-Menü. Hab ich gefixt. 🙂

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