Review ZIELFOTO-Magazin Norddeutschland

Review ZIELFOTO-Magazin Norddeutschland

Endlich! Das ZIELFOTO-Magazin erreicht Norddeutschland! Und die Vorfreude wurde von Stephan Wiesner und seinem Team unter Anderem mit dem Zielfoto-Award schon ein halbes Jahr vorher mächtig angeheizt. Ich wollte eigentlich über die vorherige Ausgabe ‚Pfälzerwald & Schwarzwald‘ etwas schreiben, aber mit der Küste bin ich dann doch besser befreundet.

Doch dann kam DHL…

…und warf das Paket bei mir in den Briefkasten. Obwohl ich zuhause war. So schrieben sie es jedenfalls in der Sendungsverfolgung. Im Briefkasten herrschte dann aber nur gähnende Leere. Auch auf der Terrasse, die ich ab und zu als Ablageort angebe: nichts! Also beim DHL-Support angerufen „Sie bekommen binnen 48 Stunden eine Rückmeldung…“ Das war übrigens gelogen, denn die habe ich bis heute nicht. Dafür halte ich endlich das Magazin in den Händen, denn später am Abend sprach mich mein Nachbar an, dass ein Paket für mich in seiner Garage liegen würde. Ein ziemlich großer Briefkasten…

Norddeutschland

Meine Heimat und ein offenbar recht dehnbarer Begriff. Während ich aus der Lüneburger Heide stamme und Stephan Wiesner sogar das Steinhuder Meer (die in Steinhude lügen so gut wie DHL) mit ins Magazin aufgenommen hat, gehört für einen mir bekannten Kieler alles südlich von Hamburg schon zu Bayern. Ich nutzte also den ersten Frühlingstag und verzog mich samt Schoko-Osterhasen und ZIELFOTO auf meine zweifellos westdeutsche Terrasse.

Kam die letzte Ausgabe ‚Pfälzerwald & Schwarzwald‘ doch im zweiten Teil sehr Wasserfall-lastig daher, wurde Norddeutschland sehr ausgewogen dargestellt. Stephan und Team haben sich bemüht, auch Fotospots zu finden, die nicht gerade das Meer beinhalten. Eine reife Leistung in diesen Gefilden!

Natürlich kann eine Ausgabe, die 4 1/2 Bundesländer auf 140 Seiten pressen will, nicht allem gerecht werden, was der Norden so zu bieten hat. Allerdings frage ich mich schon, warum alles mit rein musste und warum Stephan Wiesner nicht einfach zwei Norddeutschland-Ausgaben gemacht hat. Der Pfälzerwald und der Schwarzwald sind beide ja gefühlt nur so groß, wie ein Landkreis in Mecklenburg-Vorpommern und haben eine eigene Ausgabe bekommen. Und nur mit Hamburg, Lübeck und Bremen hätte man allein eine Ausgabe füllen können, ohne die Leser zu langweilen. So kommen Lübeck und Bremen konsequenterweise direkt gar nicht vor und auch der Fischereihafen Tarnewitz ist zu meiner Überraschung nicht dabei.

Fischereihafen Tarnewitz/Boltenhagen | Sony SLT-A77II | Tamron 17-50 f/2.8 | 6 s. | f/8 | ISO 50 | 27 mm KB

Dafür aber gleich vier Wälder (nein, nicht der Vierwaldstätter See), die zwar schöne Fotospots bieten, aber deren überrepräsentierte Anwesenheit ich schon in ‚Vor der Tür‘ von Bastian Werner & Kilian Schönberger nicht verstanden habe. Wälder habe ich hier schließlich auch. Vielleicht sehe ich aber auch den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Das Schweriner Schloss lässt mich mit einem Fragezeichen zurück: „Das Fliegen von Drohnen ist ohne selten erteilte Ausnahmegenehmigung strengstens untersagt.“ Darunter: Ein Drohnen-Bild. Obacht: Laut Text muss vor dem kommerziellen Fotografieren eine Erlaubnis eingeholt werden. Und was kommerziell ist, ist ja immer Auslegungssache. Bin ich schon kommerziell, wenn hier irgendwo Google-Werbung auftaucht?

Der Zielfoto-Award

Ich habe mich im Vorfeld gefragt, wie der Award wohl im Magazin untergebracht wird, denn gerade das Siegerbild (das mit dem Segelflieger) ist zwar spektakulär, aber stellt ja keinen Spot vor. Die Lösung ist so einfach wie brillant: Es gibt einfach zu Beginn eine eigene Kategorie! Dort dürfen sich die ersten neun Plätze kurz vorstellen, ihr Bild präsentieren und beschreiben, unter welchen Bedingungen es entstanden ist. Mein Lieblingsbild ist auf Platz drei gelandet.

It’s all about the details…

Das Cover wurde „entrümpelt“. Es zeigt jetzt keine Kurzhinweise auf den Inhalt mehr. Gut so, ist eh unnötig, das Magazin muss ja nicht im Bahnhofsbuchhandel um Käufer buhlen und die Infos kann man auch im Webshop bereitstellen und muss sie nicht aufs Cover drucken.

Aus der Kategorie „Dinge, die mir vorher nicht aufgefallen sind“: Da hat jemand sehr viele ‚Lustige Taschenbücher‘ im Schrank.

Sogleich fällt das Inhaltsverzeichnis auf. Es erstreckt sich jetzt auf vier Seiten, gibt so den Thumbnails mehr Raum. Sehr gut. Außerdem: Ein QR-Code! Dahinter verbirgt sich eine Google Map mit allen Spots und Parkmöglichkeiten. Ich bin begeistert! Endlich keine kilometerlangen URLs mehr, oder kein Koordinaten-Spamming, wie in ‚Vor der Tür‘ von Werner/Schönberger

Der Sidekick

Manuel Andrack war der heimliche Star in der Harald-Schmidt-Show. Hier nimmt den Job als Sidekick nun schon zum zweiten Mal die ZIELFOTO kompakt(e) Beilage wahr.

Wie schon in der letzten Ausgabe verstaut sie alle vorgestellten Spots nochmal kompakt und mit reißfestem Cover-Papier zum Mitnehmen. Letzteres habe ich nicht ausprobiert, ich glaube es aber mal.

Auf Skizzen/Karten wurde dieses Mal bewusst verzichtet, laut Stephans Vorwort sind alle Spots einfach zu finden. Da ich einige der vorgestellten Spots kenne, kann ich das bestätigen. Das Durchblättern der Beilage lohnt übrigens in jedem Fall, denn es werden einige Fotos gezeigt, die im großen Bruder nicht enthalten sind.

Das Wort zum Bild

Gerade die Texte machen ein ZIELFOTO-Magazin zu etwas Besonderem. Bilder der Locations finde ich ja schließlich auch bei Instagram und 500px, wenn auch meistens fürchterlich überdreht „gefiltert“.

Ben Regge nimmt mich mit auf einen fotografischen Wochenendtrip durch Hamburg. Tolles Story-Konzept. Ich dachte, ich kenne Hamburg, aber falsch gedacht. Andy Grabo schwärmt ausgiebig über Sylt. Muss ich wohl mal hin. Auch Chris Kaula kommt wieder zu Wort und darf sein breit gefiedertes Wissen über Kraniche und Vogelfotografie am Meer unters Volk bringen und Olaf „Zolaq“ Schieche gibt einen Einblick in seine Lightpainting-Kunstwerke. Überhaupt sind die Gastbeiträge auf sehr hohem Niveau. Ich spüre, dass Stephan seine Ankündigung wahr gemacht hat und sich bei den Texten zu den einzelnen Spots selbst etwas zurück genommen hat. Ich war erst skeptisch, aber zu unrecht. Dafür gibt es bei einigen Spots jetzt den Wiesnertipp, in dem Stephan kurz und bündig auf ein konkretes Problem eingeht. Zum Beispiel Farbstich in Graufiltern.

Gerade die Advertorials fand ich dieses Mal sehr spannend und lehrreich, obwohl ich die Tipps zum Segelfliegen schon aus dem Video von Stephan kannte und das wahrscheinlich nie in meinem Leben machen werde. Lüneburg und die dort gegebenen Tipps zur Architekturfotografie werde ich aber bei nächster Gelegenheit mal ausprobieren. Eine Fuji kaufe ich mir deshalb aber noch lange nicht. 😉

Kritik auf hohem Niveau

Ja, auch Kritik muss und darf sein. Meine Ausgabe war leider ungewohnt schlecht verarbeitet. Das Cover der Beilage ist ’schief‘ geschnitten und in der Hauptausgabe schauen an einigen Stellen die Bindungsfäden hervor.

Einen konkreten Verbesserungsvorschlag hätte ich: Nicht jeder weiß, welche Kamera welchen Cropfaktor hat und wie man die Brennweiten umrechnen muss. Ich schreibe hier im Blog an meine Brennweiten immer ein ‚KB‘ dran, damit ihr wisst, dass sich die Angaben auf das Vollformat beziehen.

Das war’s mit Kritik. Spricht für sich.

Fazit

Trotz des hohen Preises von 25€ gibt es auch für dieses ZIELFOTO-Magazin eine ganz klare Kaufempfehlung! Es ist einfach jeden einzelnen Penny wert! Dabei geht’s gar nicht mal so sehr um die Aneinanderreihung von Fotospots – die findet man auch bei Instagram und Google Maps. Aber Stephan Wiesner und das ZIELFOTO-Magazin verstehen es, die Lust am Fotografieren zu wecken. Und du supportest ein cooles ‚Projekt‘, das einst auf einer Berner Dachterrasse mit einer Schaufensterpuppe begann und mittlerweile über 160.000 Zuschauer auf YouTube begeistert und eine Familie ernährt. Und – das ist für mich das Wichtigste – nicht schnell und billig hingerotzt wird, sondern wirklich Wert auf Qualität legt. Das ist im YouTube-Zirkus keinesfalls selbstverständlich und kann nicht genug gelobt werden.

PS: Ich will ans Meer! Scheiß Corona!

Ich habe das Magazin selbst gekauft und stehe in keiner Verbindung zum Autor.

4 Kommentare

Hallo Ben,

schöner, ausführlicher und ehrlicher Review zur aktuellen Ausgabe vom ZIELFOTO-Magazin. Die Umsetzung mit dem cleanen Cover gefällt mir gut. Dein Foto vom Fischereihafen Tarnewitz auch, das hätte ich gern im Magazin gesehen 🙂

Gruß
Thomas

Moin Thomas,

vielen Dank für das Kompliment. Leider bin ich mit dem Foto selbst viel zu unzufrieden, als dass ich das jemals in irgendeinen Award eingereicht hätte. 😉

Grüße
Ben

Hallo Ben,

Danke für dieses Ehrlich geschriebene und gut Formulierte Review. Ich selbe habe diese aufgäbe ebenfalls gekauft und kann von der Verarbeitung her keine Fehler feststellen.
Thomas seiner Meinung muss ich mich anschließen, dein Bild vom Fischereihafen ist Mega gut. Glückwunsch dazu.

Beste Grüße Andreas

Hi Andreas,

vielen Dank für dein Kompliment. 🙂

Was das Zielfoto angeht: Vielleicht habe ich ja einen Sonder-Fehldruck erwischt, der in ein paar Jahren 100.000€ wert ist. 😀

Viele Grüße
Ben

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