Die Wuppertaler Schwebebahn fotografieren

Die Wuppertaler Schwebebahn fotografieren

Böse Zungen behaupten, die Nacht hat in Wuppertal einige Vorteile, denn man muss die Stadt nicht sehen. Etwas einzigartiges hat Wuppertal dennoch zu bieten: Die Schwebebahn! Also genau genommen schwebt sie nicht, sie ist ja schließlich kein Transrapid und Wuppertal hat keinen Flughafen, den man damit in 10 Minuten erreichen könnte. Momentan läuft übrigens eine Abstimmung bei Lego, die das Ziel hat, die Schwebebahn als Lego-Set zu veröffentlichen.

Trick drei

Es gibt tausende Wege, die Bahn zu fotografieren. Ich habe mich dafür entschieden, ausschließlich abends loszuziehen und die Schwebebahn ausschließlich als Lichtspur in die Umgebung zu integrieren. Hierfür brauchte ich natürlich eine Langzeitbelichtung und dies führt auch gleich zur einzigen technischen Herausforderung: Zu wissen, wie lange ich belichten muss, bzw. wie schnell/langsam so ne Schwebebahn eigentlich schwebt. Was passiert, wenn sie zu schnell schwebt und folglich zu lange in der Station steht, siehst du später. Ich habe mir letztlich so beholfen, dass ich eine Bahn abgewartet und dann stumpf die Sekunden gezählt habe. Das klappt unter der Woche wesentlich besser, als am Wochenende, denn dann fährt sie nur im 15-Minuten-Takt. Unter der Woche kommt alle fünf Minuten eine Bahn. Auch habe ich festgestellt, dass ausfahrende Bahnen (also die Frontseite) attraktiver sind, als die Rückseite.

Als Belichtungszeit habe ich 30 Sekunden gewählt, die Blende auf f13 geschlossen und die Helligkeit nur über den ISO geregelt.

Bevor du nun voller Tatendrang nach Wuppertal eilst, schau vorher auf der Webseite der WSW vorbei, ob sie auch wirklich schwebt. Also die Bahn, nicht der Onlineauftritt der Stadtwerke. Ist nämlich mal wieder was im Eimer, fährt der so genannte Schwebebahn-Express, was nichts anderes ist, als ein Haufen schnöder Dieselbusse. Und niemand mag Busse! Außer mein Nachbar, der fotografiert sie sogar. Der ist Linienbus-Spotter, hat dafür sogar extra eine Genehmigung von der WSW (erzählt er jedenfalls jedem, der es [nicht] wissen will) und fühlt sich gerne mal von den Busfahrern angegriffen und ruft dann die Cops. Wenn man an einer Hauptstraße wohnt, hat das nicht nur Nachteile, man kriegt auch so einige lustige Dinge mit. 🙂

Ich packe meinen Koffer…

Genug geplaudert, ich habe dir noch nicht verraten, was ich dabei hatte. Du brauchst auf jeden Fall ein Stativ und erstaunlich oft ein Ultraweitwinkel. Wuppertal ist sehr eng (das haben Täler so an sich, nech?!) und der Platz manchmal begrenzt. Wenn du in der Dämmerung und nicht erst im Dunkeln am Start sein möchtest, lohnt auch die Anwesenheit eines leichten ND-Filters. Da um die Stationen/Trasse herum relativ viele Laternen stehen, wirst du vermutlich eher stark abblenden (#blendensterne). Das kommt deinem Vorhaben entgegen.

Station 1 – Stadion am Zoo

Hier war ich letztes Jahr ja mal zu meiner Corona-Hopping-Tour. Damals fotografierte ich auch die sehenswerte Fassade der Haupttribüne. Blöderweise war damals die Bahn mal wieder im Eimer (siehe oben) und die Trasse wie leergefegt.

Stadion am Zoo – leider ohne schwebende Bahnen

Heute fuhr die Bahn, aber ich war zu spät. Das Stadion wirkt zappenduster überhaupt nicht und zu allem Überfluss nervte das Flutlicht des Trainingsplatzes schon arg. Außerdem solltest du keinesfalls deine Streulichtblende vergessen. Wenn man diese nämlich vergisst, hat man eine wunderbare Laterne im Bild. Ist mir natürlich nicht passiert… *pfeif*

Das Stadion am Zoo mit Schwebebahn

Hier empfiehlt sich übrigens eher das Winterhalbjahr, denn die Bäume am Wupperufer sind im Sommer dicht bewachsen und verhageln den Blick auf das Stadion.

Station 2 – Ohligsmühle

Ohligsmühle ist die Station in Elberfeld-Mitte in der Nähe der Fußgängerzone. Entsprechend stark frequentiert ist die Station. Ohligsmühle ist von beiden Seiten sehenswert, wenn du dich auf die Brücke der „Stadtseite“ stellen willst, brauchst du aber schon ca. 16mm. Hier siehst du übrigens den Unterschied zwischen ein- und ausfahrender Bahn. Zuerst die ausfahrende Bahn:

Schwebebahn-Station Ohligsmühle in der Elberfelder Innenstadt. Mit ausfahrender Schwebebahn. Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f 13 | ISO 200 | 15 mm KB

Und jetzt mit einfahrender Bahn. Welches gefällt dir besser?

Station Ohligsmühle mit einfahrender Schwebebahn. Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f 9 | ISO 50 | 14 mm KB

Du kannst dich auch hinter die Brücke stellen und diese mit einem leichten Tele mit ins Bild nehmen – und am besten Glück haben, dass gerade ein Auto drüber fährt.

Station Ohligsmühle mit leichtem Tele | Nikon Z6 & Tamron 35-150 f2.8-f4 | 30s. | f 13 | ISO 400 | 75 mm KB

Von der anderen Seite hast du einen leicht asymmetrischen Blick und kannst das Glanzstoff-Hochhaus mit dem Teijin-Schriftzug mit ins Bild nehmen. Ein Passant sagte, der kleine, in die Wupper ragende Baum würde im Herbst schön aussehen. Das werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Glanzstoff-Hochhaus & Schwebebahn – Station Ohligsmühle | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f 13 | ISO 200 | 30 mm KB

Parken kannst du am besten im Parkhaus Ohligsmühle. Der Teijin-Parkplatz ist viel teurer und ziemlich eng. Wenn du nach 20 Uhr (Sa. 18 Uhr) oder am Sonntag dort bist, kannst du auch ohne Parkschein an der Straße parken.

Station 3 – Völklinger Straße

Mit perfekter Symmetrie wartet die Station Völklinger Straße auf. Anders als mein Stativ, das stand 5 cm zu weit links. Und auf dem Bild siehst du auch, was passiert, wenn man sich bei der Bahn verzählt. Ich hatte hektisch mein Stativ aufgestellt und dann kam auch schon die Bahn. Schon 25 Sekunden war hier in dem Fall zu lang, denn man sieht relativ deutlich die Umrisse der Bahn in der Station. Nervt mich. Dich auch, weil du jetzt drauf achtest, nachdem ich dich darauf hingewiesen habe. Wetten?!

Station Völklinger Straße | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 25s. | f 13 | ISO 200 | 16 mm KB

Diese Station ist gar nicht mal so stark bevölkert (bevölklingt), wenn du also eher in Richtung Street mit einzelnen Passanten gehen willst, hast du hier ganz gute Voraussetzungen.

Parken ist in näherer Umgebung eher schwierig. Mir hat ein eingeschränktes Halteverbot geholfen und Samstagnacht hat’s auch niemanden interessiert, ob ich mein Auto wirklich nicht verlassen habe. 😉

Station 4 – Alter Markt, Barmen

Trick 3: Wenn du mit dem Auto im Parkhaus bist, kannste dem Wachmann ne lange Nase drehen und in Ruhe fotografieren. Mich wollte mal so’n Security-Heini ansicken, als ich in Hannover auf dem Parkdeck der Ernst-August-Galerie stand. Als ich erwähnte, dass mein Auto hier neben mir gerade diesen vorzüglichen Parkplatz genießt, ließ er mich zähneknirschend gewähren. Für eine Innenstadt hat das Ding in Barmen aber ziemlich bescheidene Öffnungszeiten: Sonntags gar nicht, Samstags nur bis 18 Uhr. Dafür ist es sehr günstig. Aber nimm Kleingeld mit, Kartenzahlung is‘ nich! Deutsche Großstadt in a nutshell.

Station Alter Markt aus dem Parkhaus | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f 13 | ISO 125 | 20 mm KB

So optimal, wie ich zunächst dachte, ist das von da oben gar nicht. Ich hatte mir ausgemalt, dass das mit den Lichtspuren und den beleuchteten Pfeilern gut aussehen könnte, aber die Lichtspuren sind auf Augenhöhe eher mager. Von unten wirkt die Bahn jedenfalls besser, was ich zum Anlass nahm, das Feld zu räumen und es nochmal direkt unten am Parkhaus zu versuchen. Das klappte auch deutlich besser, aber jetzt war plötzlich der Vollmond da, nur leider sehr weit oben und es war ein innerer Drang, den irgendwie mit auf’s Bild zu kriegen.

Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f 13 | ISO 125 | 17 mm KB

Als ich ein letztes Bild mit Vollmond machen wollte und dafür einige entscheidende Zentimeter höher stiefelte und die Kamera erneut ausrichtete – war der Akku leer. 😀 Gut, dass ich die letzten Male geflucht hatte, den ganzen Rucksack mitgenommen (und nicht gebraucht) zu haben. Heute dann nur mit der kleinen Tasche los und was war da nicht drin? Richtig. Dann mal auf nach Hause…

Station 5 – Werther Brücke

Nein, meinem Akku ist keine Wunderheilung widerfahren – ich war an zwei verschiedenen Tagen unterwegs. 😉

Die Station Werther Brücke ist sicher die schönste Station im gesamten Netz. Die großzügig sichtbaren Jugendstil-Elemente an der Fassade findet man zwar auch an der Völklinger Straße, allerdings ist die Station Werther Brücke größer und wird von gleichnamiger Brücke flankiert, die du mit einem Ultraweitwinkel mit ins Bild einbauen kannst. Aber streck deinen Pöppes nicht zu weit raus, denn sonst hängt der auf der Straße und die Busfahrer machen mit dir kurzen Prozess.

Schwebebahn-Station Werther Brücke in Barmen | Nikon Z6 & Nikkor 14-30 f4 | 30s. | f 13 | ISO 200 | 14 mm KB

Die Station wurde übrigens 2013 nach Original-Plänen völlig neu errichtet.

Parken kannst du einige Meter entfernt kurz hinter dem Staples/McFit. Dort sind einige wenige öffentliche Parkplätze. Etwas schwer zu finden ist das jedoch schon, ich bin jedenfalls das erste Mal dran vorbeigefahren.

Fazit

Wenn es dich mal nach Wuppertal verschlagen sollte, hast du jetzt eine wunderbare Beschäftigung für einen Abend. Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, dauert die gesamte Tour nicht länger als zwei Stunden, eignet sich also auch hervorragend für zwischendurch.

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