Farewell

Farewell

Ich habe lange überlegt, ob ich was schreibe. Was ich schreibe. Wie ich es schreibe. Habe 10 Anläufe gebraucht, nicht die richtigen Worte gefunden, den Text imaginär zusammengeknüllt und in die Ecke geworfen. Und so lag er in den Entwürfen, bis heute. Machen wir es kurz: Dieser Jahresrückblick ist anders. Traurig. Wehmütig. Im Februar verstarb plötzlich und unerwartet mein Freund Markus, den fleißige Leser dieses Blogs als Kuzze kennen. Markus war einer dieser Menschen, die man sich nicht ausdenken kann, die man erlebt haben muss. Ich habe ihn niemals schlecht gelaunt erlebt, trotz, dass er Schalke-Fan war. Und was haben wir uns über die Jahre alles für einen Schrott angeguckt… Karlsruhe, Worms. Worms! Stadtlohn, Bottrop, Schalke, ach was weiß ich nicht noch alles…

Haut mir kein‘ Stein, schlagt mir kein‘ Kreuz und macht mir keine Kerzen an
Brennt mich lichterloh zu Asche, trinkt ein Bier auf mich und dann
Lest mir bitte keine Messe, legt kein‘ Kranz wohin ich starb
Sondern baut mir dort ein Schankhaus und tanzt auf meinem Grab

Versengold

So, nun ist es raus. Eigentlich bin ich niemand, der in Jahren denkt, denn ich bin der Auffassung, dass alles irgendwann passiert und Dinge nur zufällig im gleichen Jahr liegen. Aber dieses 2023… das kann echt weg!

Hamburg, seine Perle

Anders deshalb, weil naja… wie geht man mit so einer Nachricht um? Man tut das, was Markus wohl selbst am liebsten getan hätte: Man fährt in seine Lieblingsstadt! Und so war Hannoi und mir nur einen Tag nach diesem Ereignis klar, dass wir unbedingt mal wieder nach Hamburg sollten. Nicht zwangsläufig zum Fotografieren, sondern, um endlich mal eine etwas andere Bucketlist abzuarbeiten. Wir kennen uns ja mehr oder weniger alle aus einem Fußballfan-Forum (www.qiumi.de) und wie das bei Online-Bekanntschaften so ist, man lernt über die Jahre zwar viele Leute kennen, aber manche bleiben online, weil man es nie einrichten kann, sich mal zu treffen und Ossi schrieb im Forum auf dieses Ereignis etwas, das mir noch heute im Gedächtnis ist:

 Viel zu oft sagen wir: „Wir müssten mal wieder…“. Wie oft wird daraus ein: „Ach hätten wir doch mal…!“?

Und so funkte ich spontan nordpolar an, ob er denn Samstagabend schon was vor hätte, Hannoi und ich würden mal für ne Stunde vorbeischauen wollen. Diese Stunde zog sich ganz schön, es war irgendwie halb 2 in der Nacht oder so, als wir ins Hotel kamen. Zwischendurch rief noch Braun-Weiß an, ebenfalls in Hamburg residierend: „Du, ich hab noch Geld für dich…“ „Das kannst mir gern morgen persönlich geben, ich bin näher an dir dran, als du glaubst.“ „hä?“ Und so hatten wir für Sonntagmittag direkt noch ein Date in der Schanze…

Erstmal waren wir jedoch fotografieren und dafür eignete sich der Hafen ganz hervorragend. Zum Fotospot an den Burchardkai kommt man ja nicht mehr. Aber die Drohne, die kommt hin.

Burchardkai aus der Luft

Auch auf der Elphi kann man ausgezeichnet fotografieren. Du kommst für lau hoch (brauchst aber ein Ticket) und an Stativen stört sich niemand. Eins der schönsten Bilder des Jahres.

Der Hamburger Hafen von der Elbphilharmonie

Eigentlich war diese Hamburg-Tour sogar doch ziemlich produktiv, dafür, dass wir gar nicht zum Fotografieren da waren.

Der Hamburger Michel

Auf nem Sonntagmorgen an der Alster hat man echt seine Ruhe. Und ne Möwe. Jeder sollte ne Möwe haben!

Das Hamburger Rathaus. Mit Möwe.

Und diese Schanze… Leute laufen da rum… spannend! Und dann kommst du in ein Lokal, das auf den ersten Blick für die Schanze erstaunlich normal wirkt, besuchst das stille Örtchen und es ist einfach alles vollgekritzelt und demoliert. Man muss dieses Viertel einfach lieben!

Container im Hafen

…and thanks for the fish

Ich mach einfach mal weiter damit, random Fotos zu droppen, die hier keinen eigenen Beitrag bekommen haben. Das waren einige, denn Beiträge gab’s ja nicht so viele. Acht Stück waren es, um genau zu sein. Warum eigentlich? Keine Ahnung, ehrlich gesagt… keine Zeit, keine Lust, keine Ideen für Themen… ich weiß es nicht. Ich gebe einfach dem Regen die Schuld. Die News wussten zu berichten, dass 2023 hier in der Gegend das regnerischste Jahr seit immer war.

Ich weiß aber, dass ich wieder Danke sagen kann und will. Ich danke Andreas für die schönen Kommentare und noch schöneren E-Mails, ich danke Sönke und Oli für ihr Feedback nicht nur in den Kommentaren und Thomas von blogografie.de. Dieser Blog ist sehr gut. Den muss man gelesen haben. Danke auch an Futzipelz, der sich absolut nicht für Fußball interessiert, aber begeistert mitliest.

Vielen Dank natürlich auch allen stillen Lesern, die sich aber auch mal zu einem Kommentar hinreißen lassen dürfen. Ich beiße nicht, ich antworte nur. Ich danke beastieboy und Tsubasa.O für unsere regelmäßigen Discord-Quatschrunden und natürlich Hannoi, der bei diesem ganzen Blödsinn bereitwillig mit Begeisterung mitmacht und mich sogar aushält, wenn unterwegs wieder mal irgendwas so richtig schief geht und ich wieder mal kurz davor bin, nach Hause zu wollen. Allerdings warten wir alle noch auf einen Gastbeitrag von ihm aus dem Baltikum. Auf den warten wir seit Juli, aber naja… nächste Woche ist ja wieder Dienstag.

Duisburg und so’n Stausee

An der Brücke der Solidarität war ich ewig nicht. Eignet sich ganz gut zum Sonnenuntergang, auch wenn die Klappspatendichte für erhöhten Unterhaltungswert sorgt.

Brücke der Solidarität – Duisburg

Am Tiger & Turtle wollte ich ein Experiment machen. Ich wollte die Drohne fotografieren, wie sie blinkend um diese Skulptur kreiselt und dieser quasi einen Heiligenschein aufsetzt. Hat nicht funktioniert. Also landete ich die Drohne, bastelte die anwesende Stirnlampe an das Tier und hob erneut ab. Die Drohne verkraftete das zusätzliche Gewicht ohne Probleme, aber das Ergebnis sah im Kopf spektakulärer aus, als es letztlich wurde.

Tiger, Drone and Turtle

Tags darauf war ich an der Ennepetalsperre, denn dort kann man recht brauchbar (also für hiesige Verhältnisse) Sterne fotografieren.

Ennepe-Talsperre bei Nacht

Dänemark

September! Es ging nach Dänemark, primär für Fußball, aber wenn man schon mal dort ist… Allerdings litten wir die ganzen vier Tage unter massivem Scheißwetter und Aarhus ist zwar eine sehr schöne Stadt, fotografisch ließ sich da allerdings nicht ganz so viel rausholen.

Vadestedet, Aarhus

Das könnte auch am massiven Wind gelegen haben, der selbst fünf Sekunden Belichtungszeit auf nem fetten 2 Kg-Stativ unmöglich machte. Oder daran, dass Dinge (mal wieder) nicht beleuchtet waren, die sonst immer beleuchtet sind. Aber dafür sahen wir das Kacktor des Jahres und noch rechtzeitig das Stadion in Aarhus, bevor es jetzt sukzessive umgebaut wird.

Ceres Park, Aarhus | Aarhus GF vs. Brøndby IF

Odense, immerhin die drittgrößte Stadt des Landes, ist noch viel unspektakulärer. In der Innenstadt waren wir erst gar nicht. Wenigstens gab es am nächsten Morgen einen dezenten Hauch von Sonnenaufgang an der Storebæltsbroen. Und ein Fußballtor als Vordergrund. Direkt am Meer! Ich bin glücklich!

Storebæltsbroen zum Sonnenaufgang

Dänemark war auch ein Test. Denn einen Monat zuvor ging mein Auto über den Deister und da wir für zwei Wochen ein E-Auto als Leihwagen hatte, war für uns relativ schnell klar: Sowas wollen wir auch! Es wird zukünftig also auch Beiträge zum Thema E-Mobilität geben, die vorrangig nichts mit Fotografie zu tun haben.

Storebæltsbroen mit Tele

Dieser erste Test verlief durchweg positiv. Gut 2.000 km und rund 90€ Kraftstoffkosten. Das will ich mal bei nem Diesel sehen!

Düsseldorf

Ich war gar nicht so oft in Düsseldorf. Das könnte daran liegen, dass man sich dazu entschlossen hat, das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt abends nicht mehr zu beleuchten. So ein Schwachsinn! Müßig zu erwähnen, dass der Rest der Stadt strahlt wie tausend Atomkraftwerke.

Dunkel war’s, der Mond schien helle…

Immerhin kann man in Düsseldorf ganz gut Kirschblüten fotografieren. Aber nur an einem Mittwochmorgen um sieben, wenn man nicht von Instagram-Knipsern totgetreten werden will, wie hier am Josefplatz.

Kirschblüten am Josefplatz

Farewell

Markus, mein Freund. Auf welcher Wolke auch immer wir uns wiedersehen, Ich werde eine Portion Fritten dabei haben und dann setzen wir uns in einem beliebigen Stadion auf die (Um-)Laufbahn und gucken uns Schrottfußball an. Farewell!

Wildparkstadion Karlsruhe am 03.11.2018

Alle anderen lese und sehe ich hoffentlich im Jahre 2024 wieder.

6 Kommentare

Ist okay. Ich wollte sowieso grade weinen. Danke Ben für diesen Blog. Danke für die Erinnerung an kuzze. Danke für die tollen Bilder. Danke für Couch und Kater und Respekt, dass Du Hannoi so lange ohne Alkohol (!) erträgst. Wir sehen uns in Grebenhain.

Ach, ich helf doch wo ich kann. ::) Gerüchten zufolge will der Erträgliche im Frühjahr nochmal nach Dänemark. Wenn’s sich ausgeht, können wir ja mal vorbeigucken. Sonst spätestens in Grebenhain! Cheers!

Was hat die Möwe dir gesagt? Wahrscheinlich hat sie Grüße von Kuzze ausgerichtet, dass er sich freut, euch in Hamburg zu sehen. Ein wunderschönes Bild.

Ich denke, ich schreibe dir noch eine Mail Jetzt, wo ich weiß, dass du Freude daran hast. Und ich hätte noch einiges zu sagen. Muss noch die richtigen Worte finden.

Moin Andreas,

vermutlich sagte die Möwe sowas wie „ey! Du kommst hier ohne was zu essen an? Ich hack dir gleich ein Auge aus!“ Vielen Dank für’s Kompliment und immer her mit den Mails. 🙂

Moin Ben, Du hast trotz des sehr traurigen Ereignisses einen tollen Beitrag gezaubert. Das ist ein sehr schöner Nachruf dessen Echo überall hinreicht.
Die Bilder, die Du aus der Jahreskiste gekramt hast, hätten gar nie in diese Ablage gehört. Tolle Momente der Erinnerungen, die Du hier einmal mehr zeigst.
Viele Grüße von Oli

Moin Oli,

vielen Dank für deine Worte! Aber ach naja… Ablage… nein, das soll es ganz sicher nicht sein, aber du kennst das ja selbst und wenn ich wirklich zu „jedem“ Bild etwas schreiben wollen würde, dann würden die Bilder aus Dänemark irgendwann in zwei Jahren zu sehen sein. 🙂

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