Mai 2020. Corona. Da kann man doch mal eben einen Spielbericht von vor 1 ½ Jahren schreiben. Die Auslosung der nächsten DFB-Pokal-Runde förderte für uns eine schöne Perle zutage. Die BSG Chemie Leipzig durfte zuhause gegen Paderborn antreten, was einerseits dank zahlreicher Kontakte im Forum für eine entspannte Ticket-Situation sorgen würde und andererseits dank Flutlicht eine relativ einmalige Geschichte sein würde. Normalerweise hat Chemie kein Flutlicht und da das Stadion offiziell nur für 4.999 Zuschauer zugelassen ist, hat man gegen einen größeren Gegner eher wenig Chancen auf Karten. So erreichten uns rechtzeitig zwei Tickets für den Gästeblock und da das Spiel an einem Dienstagabend stattfinden würde, suchten wir uns eine schöne Tour in Polen zusammen. Da hatten wir die Rechnung leider ohne den polnischen Fußballverband gemacht, der drei Wochen vorher die Spiele umterminiert und unsere gesamte Planung über den Haufen geworfen hat. Nun war guter Rat teuer und welches Land liegt nah an Leipzig? Richtig, Dänemark! Deren Spielplan war uns hold, also fix eine Bude bei einem großen Ferienhausanbieter gebucht und schon ging es am letzten Oktober-Wochenende in Richtung Norden. Hannoi wurde in Marienwerder eingesammelt und auf der Rückbank weilten sowieso schon zwei Bochumer (aber zugezogen, wie sie sich beeilten zu versichern), die ich mir für die Fahrt nach Hamburg, bzw. Flensburg angelacht habe. Beide waren jeweils für ein Jahr in Neuseeland und so hatten sie alle Hände voll zu tun, sich über ihre Erlebnisse auszutauschen und meine Hinfahrt verlief erstaunlich kurzweilig.
26.10.2018 19:00h – SønderjyskE vs. Odense BK 0:0 / Zuschauer: 4.024 27.10.2018 16:00h – AC Horsens vs. FC Nordsjælland 3:3 / Zuschauer: 2.441 28.10.2018 12:00h – Hobro IK vs. Vejle BK 1:0 / Zuschauer: 1.636 28.10.2018 14:00h – Randers FC vs. Esbjerg fB 0:2 / Zuschauer: 2.679 28.10.2018 18:00h – Aalborg BK vs. Vendsyssel FF 0:1 / Zuschauer: 6.071 29.10.2018 19:00h – FC Midtjylland vs. Brøndby IF 3:2 / Zuschauer: 10.106 30.10.2018 18:30h –Chemie Leipzig vs. SC Paderborn 0:3 / Zuschauer: 4.999
In Hamburg war der übliche Stau und jedes Mal entwickle ich neue Fantasien, diesen unnützen Klumpen Beton einfach dem Erdboden gleich zu machen. Nachdem in Flensburg auch der letzte Mitfahrer verschwunden war, betraten wir einige Minuten später dänischen Boden. Dänemark hatte ja aufgrund der ganzen bösen Flüchtlinge wieder (stichprobenartige) Grenzkontrollen eingeführt und die Bullen an der Grenze glotzten lieber in die Autos, statt sich mit einem Verkehrsunfall zu beschäftigen, der ungefähr 100 Meter weiter passierte. Nachdem wir uns mit Bargeld eingedeckt hatten, wurde das erste Spiel angesteuert. Es ging nach Haderslev. Klingt tschechisch, ist dänisch. Hat auch wider Erwarten nichts mit (ehemals) slawischen Siedlungen wie Aschersleben zu tun. Die Slawen kamen im 10. Jahrhundert nur bis Oldenburg i.H. und Haderslev wurde erst im 12. Jahrhundert gegründet. Vielmehr ist die Endung –lev auch im Dänischen weit verbreitet, man geht davon aus, dass das Wort, das so viel wie „Erbe, Hinterlassenschaft“ bedeutet, mit den Germanen nach Dänemark kam und sich das Wort dann „zufällig“ parallel zum Slawischen entwickelt hat. Haderslev hieß also früher desöfteren auch mal Hadersleben, denn gefühlt wechselte dieser Landstrich minütlich zwischen dänischer und deutscher Zugehörigkeit. Erst im deutsch-dänischen Krieg 1864 wurde Hadersleben mal wieder von Deutschland erobert und gehörte fortan zu Schleswig-Holstein. 1920 wurde im nördlichen Teil Schleswigs eine Volksabstimmung durchgeführt, bei der sich die Bevölkerung entschied, Dänemark beizutreten. So entstand das Gebiet, das heute unter Sønderjylland (Südjütland) bezeichnet wird und Haderslev fiel endgültig an die dänische Krone.
In Haderslev kannte ich mich noch aus, denn ich war im März 2010 schon mal dort, seitdem hat sich aber viel verändert. Das Stadion hat eine neue Haupttribüne und einen überdachten Gästeblock bekommen, aber leider ist der Bauwagen, der den Kartenverkauf beherbergte, Geschichte. Wir irrten also erstmal etwas planlos am Stadion umher, auf der Suche nach einem Kassenschalter und als wir auch den angrenzenden Hallenkomplex erfolglos durchsuchten, fragten wir den Ordner am Eingang. Und siehe da – die Karten werden direkt am Drehkreuz verkauft. Allerdings gibt es keine richtigen Eintrittskarten mehr, sondern nur noch sehr schäbige Kassenbons, auf denen die Platznummer vermerkt war. Das Essen ist noch genauso gut, aber auch noch genauso teuer wie anno 2010, aber leider haben wir diesmal ein gar furchtbares Spiel erwischt. SønderjyskE ist die Heimmannschaft. Das steht für Sønderjysk Elitesport, ist also quasi eine Sportvereinigung für das Gebiet Südjütland, dessen größte Stadt Haderslev ist. Gegner war der Boldklub aus der 100 km entfernten, drittgrößten Stadt des Landes, Odense. Dieser unterhält freundschaftliche Beziehungen zu einigen Fans von Hannover 96, sodass unsere Sympathien relativ schnell verteilt waren. Auf den Rängen überzeugten beide Vereine wenig, SønderjyskE hatte ca. 40 Ultra-Kids am Start und OB hatte 200 Nasen dabei, die im dem neuerdings überdachten Gästeblock aber auch nicht überzeugen konnten. Könnte auch am Spiel gelegen haben, das war wirklich furchtbar. Eine Torchance in den gesamten 90 Minuten, dabei stand auf der Heimseite Sebastian Mielitz im Tor. OB hätte einfach nur drauffackeln müssen, Distanzschüsse sind bei dem doch automatisch drin. Auch die kleine Reisegruppe aus Hamburg neben uns hatte sichtlich Spaß und schickte ein erfrischendes „Ostdeutsche Dullis“ in Richtung Mielitz, als dieser zu einem Abschlag ansetzte.
Endlich war es vorbei und frisch wurde es auch langsam. Von den 15 Grad vom Vormittag sind noch ungefähr 3 Grad übrig geblieben. Kleidungstechnisch waren wir für diesen Temperatursturz nur unzureichend vorbereitet, was sich am Wochenende noch rächen sollte. Erstmal mussten wir nun jedoch einkaufen, denn der Hunger meldete sich und auch Frühstück für die nächsten Tage wollte gesichert werden. Und dann standen noch 2 Stunden Fahrt vor uns, denn unsere Unterkunft lag strategisch nicht so klug wie bei der Buchung angenommen, wir mussten jedes Mal, wenn wir zurück wollten, die Bucht von Aarhus umrunden, was einen Umweg von 100 km pro Tag bedeutete. Diese lag im Dorf Knebel, dürfte also sehr schweigsam werden. Das Dorf liegt auf der Halbinsel Djursland (Tierland), das ist der Teil von Jütland, der östlich in das Kattegat hineinragt. Zuerst mussten wir jedoch nach Ebeltoft (Vorname Kai) zu einem regionalen Büro des Vermieters, den Schlüssel holen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit – es war mittlerweile kurz nach 0 Uhr – wurde der Schlüssel in so ner Art Hühnerkäfig für uns aufbewahrt.
Das Ferienhaus selbst entpuppte sich als sehr rustikale Veranstaltung, die nur über einen Feldweg erreichbar war und mit den üblichen Hochglanz-Ferienhäusern aus den Katalogen vom Dänischen Bettenlager nicht viel gemeinsam hatte. Viel mehr wähnten wir uns in einer Jagdhütte in Alaska und genauso kalt war es auch. Erstes Highlight war direkt die Tür, die man oben und unten getrennt öffnen konnte. Kennt ihr noch Mr. Ed, dieses sprechende Pferd, das immer aus so einer (Stall-)Tür guckte? Hannoi ließ sich nicht lange bitten und stellte sich als Foto-Pferd zur Verfügung.
Innen konnte die Hütte mit einem rustikalen Steinboden aufwarten. In etwa so, als hätte einfach irgendjemand nen alten Thingplatz überdacht und als „Hütte“ bezeichnet. Immerhin fand sich noch ein antiker Schaukelstuhl und ein Kamin im Inneren. Den brauchten wir auch, schließlich war die Bude immer noch saukalt. Draußen schnell etwas Holz gesammelt, angezündet, und…fast erstickt! Der Abzug von dem blöden Ding war dicht, also Holz wieder raus und warmgezittert. Am nächsten Morgen hatten wir quasi Eiszapfen an den Nasen, denn auch die kleinen Elektroheizungen brachten überhaupt nichts, außer uns das Geld aus der Tasche ziehen. Die wissen schon, warum sie den Strom extra berechnen und wie gut, dass Dänemark das Land mit den weltweit höchsten Strompreisen ist. 60€ für 3 Tage sollte uns der Spaß am Ende der Tour kosten. Und kalt war uns trotzdem noch…
Die größte Herausforderung ist, auf einem Samstag ein Fußballspiel in Dänemark zu finden. Gefühlt gibt es da nur drei im Jahr. Was machen die ganzen Dänen Samstags? Gucken die da alle Bundesliga oder waschen ihre Autos? So blieb uns tatsächlich nur das Spiel Horsens vs. Nordsjælland, das von der Attraktivität der Vereine her wohl das schlechtestmögliche der ganzen Liga war. Wahrscheinlich transportiert der Däne samstags auch einfach nur irgendwelchen Kram hin und her, denn auf dem Weg nach Horsens fiel uns auf, wie viele Autos mit Anhänger unterwegs waren, sodass bei uns der Verdacht aufkam, dass Dänen begeisterte Hobbyspediteure sein müssen. Und gern mit Fernlicht fahren, aber die Geschichte wird erst später erzählt.
Da wir bis zum Anpfiff in Horsens unendlich viel Zeit hatten, beschlossen wir, mal die nähere Umgebung zu erkunden. Mit Tageslicht entpuppte sich das Djursland als Landschaft mit sanften Hügeln und sehr viel Landschaft. Sah ein bisschen aus wie im Auenland, der kleine Hobbit auf dem Beifahrersitz fühlte sich jedenfalls pudelwohl. Zuerst steuerten wir einen kleinen Yachthafen an, der uns den Blick auf Aarhus ermöglichte, das auf der anderen Seite der Bucht liegt. Anschließend fuhren wir nach Grenaa, der mit knapp 15.000 Einwohnern größten Stadt im Djursland.
Hier kann man die Ostsee endlich mal von ihrer garstigen Seite erleben, denn Greena liegt direkt am Kattegat und das hat ja bei Seefahrern einen eher zweifelhaften Ruf. Der geographische Mittelpunkt Dänemarks liegt übrigens in der Nähe der Stadt. Von Greena aus könnte man auch mit der Fähre nach Schweden, genauer nach Varberg fahren. Wir entschieden uns derweil für die andere Richtung und landeten ca. eine Stunde später in Horsens. Das liegt südlich von Aarhus am Horsensfjord und hat 60.000 Einwohner.
In Horsens gibt es absolut gar nichts zu sehen, aber dafür nahm die Jogginghosenquote der Bevölkerung astronomische Quoten an. Horsens ist also das dänische Gelsenkirchen. Nicht ganz so hässlich wie die Schalker Turnhalle, aber dennoch etwas „speziell“ ist das Stadion des heimischen AC, übrigens ein Fusionsverein aus dem Jahre 1994. Spielt gegen einen Fusionsverein aus dem Jahre 1991. So geht Tradition! Sehen die Tribünen an sich noch relativ normal aus – zwei große auf den Längsseiten, zwei kleine auf den Kurzseiten – ist das Dach eher speziell. Es ist nämlich durchgehend und wurde an den Kurzseiten abgesenkt. Das sieht aus wie ne Motocross-Bahn! Die Flutlichtmasten ragen dazu seitlich ins Stadion rein und erinnern an irgendwelche Gerätschaften, die beim Zahnarzt auf einen warten. Passend dazu wurde im Stadion von Sepp Piontek für einen Pensionsfond geworben.
Der Kartenkauf gestaltete sich unkompliziert, wir nahmen für ca. 15€ auf der Gegentribüne Platz, bekamen von der Kartenfrau aber noch den Ratschlag, doch bitte das richtige Team anzufeuern. Ehe ich mich versah, war Hannoi für eine Bilderserie in einem unbewachten Nebeneingang des Stadions verschwunden. Als er wieder auftauchte, gingen wir zum korrekten Eingang und schauten uns erstmal an den Ständen nach Futter und Vereinsmerch um. Und waren enttäuscht.
Als wir uns – noch angenervt vom schlechten Essensangebot – umdrehten, standen wir vor einem waschechten Krökeltisch, der dort einfach so in der Gegend herumstand. Und als wir noch rätselten, wo wir nun einen Ball für das Ding herbekommen könnten, kam ein Vereinsmensch, warf wortlos zwei Bälle auf den Tisch und verschwand wieder. Das anschließende Match verlor ich leider 6:10, aber ich kann auch nicht von mir behaupten, auf diesem Gebiet ein Profi zu sein.
Dummerweise war es auch danach noch ewig hin bis zum Anpfiff und es war schon recht frisch, aber immerhin war das Stadion hinten geschlossen, sodass es wenigstens nicht gezogen hat. Wir platzierten uns in der Nähe des Gästeblocks, der von sage und schreibe 17 Leuten bevölkert wurde, davon zwei Trommler und zwei Fahnenschwenker. Die Trommler vertrieben sich die Zeit bis zum Anpfiff, ‚played a life‘ vom Safri Duo nachzutrommeln und ich vertrieb mir die Zeit damit, apathisch diese für wen auch immer geschwenkte Fahne zu beobachten.
Die Heimseite hatte insgesamt nur knapp über 2.400 Zuschauer zusammengetrommelt, darunter ca. 30 Leute der Horsens Ultras, aber wie schon am Vortag in Haderslev war das eher die Sektion Stimmbruch und viele von denen spielen wahrscheinlich auch in der U15 des Vereins. Diese Gruppe fand sich also auf der Kurzseite des Stadions auf Stehplätzen ein. Diese bestanden aus einer recht windschiefen Konstruktion aus Aluminiumprofilen, was in etwa so aussah, als würde man viele Werkzeugkoffer einfach übereinander stapeln. Das Spiel entschädigte aber durchaus für das triste Drumherum. Horsens startete ein wahres Feuerwerk und führte nach einer Viertelstunde mit 2:0. Nordsjælland schlug direkt zurück und führte zur Pause mit 3:2. Es war ein wunderbares Fehlpass-Festival, das ausgerechnet durch den blindesten Spieler auf dem ganzen Platz in der 50. Minute ausgeglichen wurde. Er wurde danach auch zum Man of the Match gewählt, wir fragen uns heute noch warum eigentlich.
Nachdem wir wieder im Auto waren, gingen wir erstmal richtig einkaufen. Uns verschlug es in einen Bilka, einen dänischen Hypermarkt, der in seiner Größe wohl nur von den französischen Auchan-Märkten übertroffen wird. Beinahe so groß wie das Saarland. In dem Bilka machte ich Bekanntschaft mit Caio, dem geilsten Kakao dieses Planeten. Nimm das, Chocomel! Gut, dass ich mir davon direkt zwei große Flaschen für das Frühstück einpackte. Außerdem wurden sämtliche Zutaten für eine schmackhafte Bolognese eingesackt, die ich abends in unserem saukalten Pferdestall zubereitete, während Hannoi quasi live seine Spielberichte tippte.
Der nächste Morgen war noch verdammt viel eisiger als der vorherige und ein kurzer Blick aus dem Küchenfenster offenbarte den Grund: Das Auto war zugeschneit! Schnee! Ende Oktober! Darauf waren weder die Sommerreifen meines Autos noch die Klamotten in meinem Koffer irgendwie vorbereitet und heute wollten gleich drei Spiele auf dem Programm stehen. Das erste dieser Spiele führte uns durch das nun schneebedeckte Auenland nach Hobro. Hobro, nicht Hobo. Ein Hobo ist ein amerikanischer Wanderarbeiter, der vornehmlich mit Güterzügen durch’s Land tingelt. Hobro hingegen ist eine 13.000-Einwohner-Stadt am Ende des Mariagerfjord, der längste Fjord Dänemarks. Dieser Fakt ist allerdings das bei weitem Spektakulärste, das diese Stadt zu bieten hat. Stadion und Verein sind keinesfalls dafür gemacht, einem länger als nötig im Gedächtnis zu bleiben. Zum Glück haben wir uns im Vorfeld entschieden, nur die erste Halbzeit zu gucken, um rechtzeitig in Randers zu sein.
Gegner des Tabellenletzten Hobro war der Tabellen-Vorletzte Vejle BK. Vejle spricht man ‚Weile‘ aus. Lange-Weile. Das beschreibt nämlich das Spiel, denn kurz vor der Pause schoss einer auf’s Tor, es stand plötzlich 1:0 und nach abendlichem TV-Studium der Zusammenfassung blieb es die einzige nennenswerte Szene. Das Drumherum war noch leidlich spektakulär, denn Vejle hatte immerhin 100 Leute dabei, die sich gegenseitig anschwiegen, allerdings konnten sie mit der Doppelgängerin von Yoko Ono und dem Altehrwürdigen des Gipfels punkten. Mit Olympia gewaschen! Die Heimseite stand nicht in einem richtigen Block, dort hat man sich an die eigentlich unbebaute Hintertorseite so eine kleine, 20 Meter breite Konstruktion gebastelt und zwei Zehnjährige zündeten verschämt zwei Rauchtöpfe. So geht Stimmung!
Die wurde in Randers nicht viel besser, soviel sei vorweg genommen. Das Stadion in Randers hörte auf den Namen BioNutria Park. Schöner Name, bezeichnet Nutria doch normalerweise den gemeinen Sumpfbiber. Und so’n Sumpfbiber, noch dazu in Bio-Qualität hätte das dröge Essensangebot doch aufzuwerten gewusst.
Wir beide müssen schon ganz schön gefährlich ausgesehen haben. Jedenfalls haftete sich direkt nach dem Einlass ein Ordner an unsere Fersen, der aussah wie Kevin James in ‚Der Kaufhaus Cop‘ und verfolgte uns bis in den Fanshop. Leider hatte er keinen Segway dabei. Dort erklärte er uns, dass es öfter mal Stress mit deutschen Esbjerg-Fans gab (haben eine Fanfreundschaft mit Wolfsburg) und er deshalb nun unsere Personalien aufnehmen und ein Foto von uns machen müsste. Wir haben nett lächelnd für ihn posiert, etwas verwundert waren wir jedoch, als wir auf dem Weg raus von einem Zivilbullen zur Seite gebeten wurden, der dieses Procedere nochmal wiederholen wollte. Sowas schönes wie uns gibt’s in diesem gottlosen Kaff halt recht selten…
Futtercheck: Sumpfbiber gab’s keine. Bedauerlich. Denn es gab nur Hot-Dogs und wer kein Bock auf Hot-Dogs hat, konnte sich auch nen Hot-Dog kaufen. Die auf der großartigen Seite www.pølseligaen.dk gezeigten Bratwürste hab ich jedenfalls nicht entdeckt. Da sie aber wohl auch von Tulip gewesen wären, hätten sie wahrscheinlich so geschmeckt wie in Horsens. Überhaupt war Tulip allgegenwärtig und hätte ich noch ein einziges Tulip-Werbeschild irgendwo gesehen, hätte ich es wahrscheinlich in Brand gesteckt. Dann hätte der als Ordner verkleidete Kevin James-Verschnitt endlich nen Grund gehabt, mich einzuknasten. Tulip ist für Dänen das, was ACME für Wile E Coyote aus den Looney Tunes ist. Neben Bacon und geschmacksneutralen Brat-Bock-Würsten produziert Tulip wahrscheinlich auch Zahnpasta, Fahrräder und Maschinenpistolen.
Da das Stadion dank der recht geschlossenen Konstruktion nun anders als in Hobro kein Sonnenlicht auf die Tribünen lassen wollte, wurde es lausig kalt. Bzw. laursig, wir sind ja schließlich in Dänemark. Für etwas Erwärmung sorgten die ca. 150 mitgereisten Nasen aus Esbjerg, die sogar richtig Stimmung in die Bude brachten. Alles Erwähnenswerte passierte allerdings zu unserem Leidwesen in der ersten halben Stunde. Esbjerg führte schnell mit 2:0 und deren Spielmacher flog nach 27 Minuten mit gelb-rot vom Platz. Randers hingegen mühte sich ziemlich ab und scheiterte an sich selbst.
Wir hatten nun eine etwas längere Auto-Etappe vor uns, um ins ca. 80 km entfernte Aalborg zu kommen. Mit 114.000 Einwohnern ist Aalborg die nördlichste Großstadt Dänemarks und liegt ungefähr auf der gleichen Breite wie Göteborg, das sich ca. 120 km östlich befindet. Wir tigerten jedoch zuerst nochmal in den örtlichen Bilka. Etwas zu essen organisierten wir uns eher spontan für abends (es war eigentlich geplant, unterwegs zu essen), aber vor allem brauchten wir ganz dringend Handschuhe. Ein Hoch auf die Sonntagsöffnungen!
Am Stadion hatten wir dann ein mächtiges Problem, nämlich die komplett beschissene Parksituation. Ca. 20 Minuten vor Anpfiff erspähten wir doch noch eine Lücke zwischen einigen Autos in so einer Art „halben Wendehammer“. Dass daraus eine Menge Spaß resultieren sollte, konnte ich mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen ausmalen, aber zuerst flitzten wir mal zum Stadion. Dieses war optisch das Schönste der ganzen Tour, die Flutlichtmasten sehen aus wie die des Bremer Weserstadions, aber auch das Teuerste. Gut, dass wir vorhin noch etwas zu Essen erstanden haben, sonst hätte ich die umgerechnet 7€ für ne Bratwurtst sogar noch bezahlt. Das Spiel war nicht wirklich besser als die anderen beiden an diesem Tag, allerdings mit einem eher unerwarteten Ausgang. Gegner war der Vendsyssel FF (noch so ein blöder Fusionsverein) aus dem nahe gelegenen Hjørring. Vendsyssel bezeichnet die Insel nördlich von Jütland, die durch Limfjord und Langerak vom Festland abgetrennt ist. Also grob gesagt alles zwischen Aalborg und Skagen. Der Gast hatte ca. 200 Menschen dabei, die nach dem Abpfiff ziemlich gut gelaunt waren, denn ihre Mannschaft gewann mit 1:0. Obwohl Aalborg ca. 100 Torchancen hatte und kläglich vergab. Nach dem Spiel tigerten wir noch kurz in den Fanshop, der sich als schmuckloser Container vor dem Stadion entpuppte. Enttäuscht verließ ich mit nur einem Pin wieder das Gebäude, ich habe an dem ganzen verdammten Wochenende noch nicht ein einziges Glas abgegriffen.
Zurück am Auto setzte augenblickliches Erstaunen ein. Da hängt ne Knolle am Scheibenwischer! Wieso das denn? Hier parken doch alle. Gut, alle anderen hatten auch so nen Wisch am Start, also schaute ich mich im Dunkel mal um und hinter dem dritten Auto fand ich direkt am Kofferraum ein Parkverbots-Schild. Auf Kniehöhe! Sind die komplett bescheuert? Wie soll man das denn erkennen? Jedenfalls wollten die 510 Kronen von mir haben, was umgerechnet 68,34€ sind. Was sich dann zutrug, habe ich hier mal zusammengefasst:
Da die Vollstreckungshöhe für Auslandsknollen ja bei mindestens 70€ liegt (es sei denn man heißt Holland und verfolgt pauschal erstmal alles), hab ich mir erstmal gedacht: Lehn dich mal zurück und genieße die Show. Und was da kam, hat meine kühnsten Vorstellungen übertroffen!
Zuerst gab’s Post aus Malmö (Haha) von der Euro Parking Control, die wohl da oben für alles Eintreiberische zuständig ist, was man so von ausländischen Autofahrern kassieren kann*. Ende Dezember 2018 kam ein erster (zerrissener) Brief, rückdatiert auf den 29.11. und in gebrochenem Deutsch und ohne ersichtlichen Grund wollten die 71,77€ von mir haben. Gebühren etc. waren nicht aufgeführt. Wahrscheinlich haben sie spekuliert, dass man denkt „ohgottgottgott, doch über 70€, dann bezahl ich mal besser.“ Selbst wenn der Wechselkurs zwischenzeitlich arg gestiegen wäre (was ich natürlich direkt überprüft habe), gilt ja der Wechselkurs am Tag des „Verstoßes“. Also hab ich mich weiterhin entspannt zurückgelehnt und tatsächlich, bis Ende Januar (Zahlungsfrist war bis Mitte Dezember) passierte dann nix mehr. Dann kam eine – nicht datierte – „Letzte Zahlungsaufforderung“ mit Zahlungsfrist bis 2.2. und ohne Auflistung der Kosten waren es nun plötzlich 102,73€, die die von mir haben wollten. Weihnachtsfeier war wohl teuer, aber wenigstens war die Zahlungsfrist diesmal noch nicht abgelaufen.
Auch diese Frist verstrich natürlich und wieder passierte Monate lang nichts, bis Mitte April plötzlich die Firma contractum auf den Plan trat, wahrscheinlich so ne Inkassobude. Die wollten nun 103,41€ haben. Scheiß Hyperinflation!
Dann passierte wieder nichts… lange nichts, sodass ich das schon wieder vergessen hatte. Am 2. Oktober kam dann plötzlich Post aus Verl. Media Inkasso…hmm, irgendwas vergessen zu zahlen? Nö, eigentlich nicht. Ach guck mal! Post aus Aalborg! Dort hat man alles nochmal minutiös aufgearbeitet, den Schrieb von contractum aber geflissentlich ignoriert und als Datum des letzten Schreibens den 16.2. angegeben. Falsch, war der 24.1… Jedenfalls wollten die plötzlich für ihre unendliche Güte mir einen Brief zu schreiben, nun 173,43€ haben. Auch dort wieder, die Grundforderung von 71,77€, die schon im Dezember falsch war. Und ich hab ne Kundennummer von ihnen gekriegt. Dabei bin ich doch gar kein Kunde. Ich wollte es übrigens auch nicht werden und daher -> /ignore.
Aber, in Verl regiert die deutsche Gründlichkeit, denn die Jungs sind weitaus fleißiger als ihre schwedischen/britischen/dänischen Kameraden. Schon am 15.10. kam ein weiterer Schrieb mit einer ausfüllbaren Ratenvereinbarung und einem wirklich herzzerreißenden Text der frei interpretiert ungefähr so klang: „wir wissen ganz genau, dass wir uns die Kohle nicht über ein gerichtliches Mahnverfahren holen dürfen, aber wenn wir dich ganz doll bitten, vielleicht überweist du uns ja trotzdem diesen perversen Betrag, der viel höher ist als die Kosten, falls du in Dänemark nachzahlen musst. Und wehe du fährst nochmal in dieses Land, dann musst du zahlen!“ Ich habe dann kurz überlegt, ob ich denen einfach mal ne Mail schreibe, mit dem Inhalt „ätschibätschi, ich war seitdem 3x in Dänemark und es hat niemanden interessiert!“ Aber dafür war ich dann doch zu faul… Die Kosten stiegen übrigens das erste Mal nicht. Das muss Liebe sein! Am 8.11. haben sie dann in den Panikmodus geschaltet. Offenbar haben sie jetzt verstanden, dass ich keine Lust habe, ihre absurde Forderung zu begleichen und bieten mir an, bis Ende November 130,07€ zu zahlen. Warum ausgerechnet dieser Betrag: Keine Ahnung! Eine Fortsetzung kam bislang übrigens nicht und das ist ja nun auch schon wieder ein halbes Jahr her. Schade eigentlich.
Zurück in den Oktober 2018. Ich setzte mich also wild fluchend hinter’s Steuer und während ich so vor mich hin fluchte, fuhren wir auf die Autobahn und sofort in ein dichtes Schneetreiben. Dieses sollte auch bis in unseren Pferdestall nicht mehr abebben, in diesem ließen wir den Abend dann mit ein paar Bier (Hannoi), exotischen Softdrinks (ich), Burgern und American Football ausklingen und ich ergriff die Gelegenheit, dem Kollegen diese Sportart mal etwas näher zu bringen. Jetzt mit 18 Monaten Abstand lässt sich sagen: Das hat hervorragend funktioniert!
Am Montag hatten wir dann sehr viel Zeit, dementsprechend langsam kamen wir aus den Federn. Heute sollte nur ein Spiel anstehen, und zwar um 19 Uhr im 120 km entfernten Herning. Also entschlossen wir uns, den Tag in Aarhus zu verbringen und etwas Sightseeing zu machen. Aarhus ist die zweitgrößte Stadt Dänemarks und hat gegenüber Kopenhagen einen entscheidenden Vorteil: Es gibt nur ungefähr fünf Touristen. Zwei von denen parkten ihr Auto relativ zentral am Hafen in einem automatischen Parkhaus. Fancy Teil! Man fährt rein, verabschiedet sich von seinem Auto, ein Tor wird geschlossen und die Karre wird vollautomatisch irgendwo eingelagert. Das Alles für überschaubare 1,50€ pro Stunde. Aarhus hat dabei nicht DEN Touri-Hotspot, wie Kopenhagen mit seinem Nyhavn, aber Aarhus kann als gemütliche, entspannte und nicht überlaufene Stadt punkten. Highlight ist ausgerechnet ein schnödes Kaufhaus, das Salling. Dieses verfügt über eine frei zugängliche Dachterrasse und dort haben sie eine Aussichtsplattform hingebaut, die über das Gebäude hinaus in die Fußgängerzone hineinragt. Mit Glasboden! Von der Plattform hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt und die Bucht von Aarhus bis nach Djursland. Wir hätten also problemlos unseren Ferienstall sehen können.
In Herning hatte es den ganzen Tag geregnet. Die Parkplätze des Stadions am Stadtrand waren also in einem erbärmlichen Zustand. Schalke gefällt das. Um Karten für das Spiel gegen Brøndby hatten wir uns schon am Sonntagabend online bemüht, denn das Spiel drohte ausverkauft zu werden. Papiertickets wären mir im Nachhinein lieber gewesen, aber besser so als vor der Tür zu bleiben. Das Spiel entschädigte dann für Einiges. Brøndby hatte trotz der ordentlichen Entfernung von knapp 300 km und des beschissenen Montagabend-Termins gut 1.500 Leute dabei und da wir nah am Gästeblock saßen, bekamen wir eine spektakuläre Show geboten. Aber auch der Gastgeber ließ sich nicht lumpen und brannte ordentlich Bengalos ab.
Uns quatschte derweil ein Typ aus Esbjerg auf Deutsch an, der wohl Freunde in Hannover hat und uns nach guten Kneipen dort für seinen nächsten Besuch fragte. Warum man allerdings von Esbjerg 3 Stunden über Landstraßen nach Herning und zurück gurkt, wenn man vor der Tür doch auch einen brauchbaren Erstligisten hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Neues aus der Kategorie „hässlichste Maskottchen der Welt“: Hier lief ein Wolf namens Lupus rum. Das Kostüm war schon hässlich genug, aber warum um alles in der Welt hat man dem Vieh eine heraushängende Zunge verpasst? Vielleicht wollten sie einen ausgestorbenen Wolf interpretieren?!
Das Spiel war ansehnlich und es stand bereits nach fünf Minuten 1:1. Endstand war 3:2 für den FC Midtjylland (noch ein dämlicher Fusionsverein) und so verließen wir halb-zufrieden (gutes Spiel, aber falscher Sieger) das Terrain, um den Fanshop zu inspizieren. Netter Laden und endlich mal vernünftig groß, aber wieder keine Gläser. Um meine letzten Kronen zu verballern – niemand braucht in Dänemark Bargeld – kaufte ich mir einen Hoptimisten, das sind kleine dänische Deko-Viecher, in den Vereinsfarben. Für uns ging es dann noch über ne Stunde zurück und wir fielen sofort ins Bett, denn der nächste Tag sollte lang werden.
Er startet um 7 Uhr. Schnell den Schlüssel von der Bude wegbringen, in Dänemark noch tanken (hört hört, billiger als in Schland) und dann in Hamburg mal wieder eine Mitfahrerin eingesammelt. Die war von ihrem Wochenende genauso zerstört wie wir von unserem und beteiligte sich nicht großartig an der Gestaltung der Fahrt. Da die Autobahnen mal wieder mit Stau nervten, gurkten wir kurzerhand querfeldein durch das Wendland und die Altmark. Herrje, ist das eine Ochsentour! 200 km mitten durch die Prärie und totgesagte Dörfer wechseln sich mit totgeglaubten Dörfern ab. Das ändert sich freilich auch südlich von Magdeburg nicht, nur da gibt’s immerhin ne Autobahn, um dem Elend schneller entfliehen zu können. Nennen Sie eine ostdeutsche Kindersendung? Richtig! Teletrabbis!
In Leipzig waren wir dann relativ zeitig und auch draußen in Leutzsch, wo der Sportpark von Chemie Leipzig liegt, ging alles entspannt. Von der Polizei gab’s noch den Rat, nicht auf der Straße zu parken, sondern auf den offiziellen Gästeparkplatz zu fahren. Dieser entpuppte sich als Nebenplatz eines Straßenbahn-Depots, von wo aus man durch einen finsteren und mächtig unsympathisch wirkenden Fußgängertunnel die Bahngleise unterqueren muss. Ich glaube, so ähnlich muss sich ein Derby in Belfast anfühlen. Du läufst durch finsteres Brachland auf vier hell erleuchtete Flutlichtmasten zu und denkst, jederzeit könnte dich irgendein Mob aus der stillgelegten Straßenbahnhalle anfallen und kräftig vermöbeln.
Im Stadion besorgten wir uns von den eingezäunten Verkäufern erstmal etwas Verpflegung und begeisterten uns für das Stadion. Der Alfred-Kunze-Sportpark, eine dieser Legenden der deutschen Stadionwelt, die man unbedingt mal besuchen muss. Nun war ich da und ich kann dennoch nicht viel zum Stadion sagen, denn es war dunkel und die erhöhte Dulliquote seitens der Gäste trübte meinen Blick aufs Stadion doch ein wenig. Muss also demnächst nochmal bei Tageslicht angesteuert werden.
Das ewige Duell Chemie vs. Lok spiegelt sich auch im Stadionbau wieder. Beide Vereine eröffneten ihre Stadien beinahe zur gleichen Zeit und auch wenn Lok über die größere (und schönere) Tribüne und das größere Areal verfügt, gleichen sich die Stadien in ihrer Geschichte doch ein wenig. Auch bei Chemie war jahrelang Ebbe in der Kasse, was sich am ungenügenden Zustand der Anlage deutlich zeigt. Die Haupttribüne, mit einer Holzkonstruktion überdacht, erinnert etwas an das hannoversche Eilenriedestadion. Vor der Haupttribüne befindet sich der großzügige Dammsitz und in der Nordkurve ein gleich zweistöckiger, mächtiger Stehwall. Über diesem wurde eine einfache Anzeigetafel installiert.
Über der Gegentribüne thront das Vereinsheim, die Tribüne selber besteht gleich aus fünf verschiedenen Bauwerken. Zieht sich im Norden noch der Stehwall in die Tribüne, folgt darauf eine etwas erhöhte Stehtribüne und neben dem Spielertunnel eine überdachte Tribüne für gerade mal 40 Leute. Das soll wohl die VIP-Tribüne darstellen. Danach folgt, an das Vereinsheim drangebastelt, eine Art Kamerapodest. Weiter geht es mit einem kleineren Dammsitz mit Sitzplätzen und abschließend, zum Gästeblock zeigend, eine weitere Stehtribüne, die allerdings nicht in Benutzung ist. Der Gästeblock selber besteht aus zwei Teilen und ist von der Straße praktischerweise einsehbar. Zaungäste kommen hier auf ihre Kosten.
Chemie konnte mit einem mächtigen Pyro-Intro über das ganze Stadion punkten und auch die Gäste aus Paderborn zündelten ordentlich. Leider merkte man den Klassenunterschied im Spiel relativ schnell und Chemie verlor letztlich völlig verdient mit 0:3, gab sich aber immerhin trotz Unterzahl nicht auf. In der Halbzeit betrat plötzlich ein Dudelsack-Spieler den Rasen und wimmerte in völlig falscher Tonlage irgendeinen Gassenhauer in seinen Sack. Da fällt mir ein alter Musiker-Spruch wieder ein: Wie kriegt man zwei Dudelsackspieler dazu, das gleiche zu spielen? Erschieß einen von beiden!
Um dem erwarteten Chaos nach Spielende aus dem Weg zu gehen, wollten wir bereits 10 Minuten vor Abpfiff die Biege machen. Allerdings machten uns die Cops da einen Strich durch die Rechnung, denn sie wollten den Block nur gesammelt rauslassen. Auf dem Rückweg zum Platz wurden wir von ein paar Großfressen aus Paderborn angelungert, die erkannten, dass wir offensichtlich nicht zu deren Szene gehörten und fragten uns aus, was wir denn in ihrem Block zu suchen hätten. Wahrscheinlich mussten die ihre umstehenden Bitches etwas beeindrucken und versuchten, sich uns gegenüber aufzuplustern. Wir ließen sie jedoch nach etwas Schubserei doof an der Seite stehen, gingen abermals zu den Cops und schilderten denen die Ereignisse. Danach (und nach der abgegebenen Versicherung, dass wir auf keinen Fall irgendwelche Paddelbirnen sind) ließen sie uns alleine zum Auto zurücklaufen und wir sahen zu, dass wir aus diesem Drecksloch verschwinden konnten. Haben wir uns zurecht anlungern lassen? Möglicherweise. Man hat ja normalerweise nichts in fremden Gästeblöcken zu suchen. Hat Paderborn ne ziemliche Dulli-Szene? Auf jeden Fall! Hauptsache mal nen Block „verteidigen“ wollen, der zu einem Viertel gefüllt war. Schwachköpfe.
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