Warum ich die Nikon Z6 zum Teufel gejagt habe…

Warum ich die Nikon Z6 zum Teufel gejagt habe…

Ich habe lange überlegt, ob ich diesem Ereignis einen eigenen Beitrag widme und so kommt er jetzt zwischen dem ganzen Slowakei-Content vielleicht etwas deplatziert. Aber da müsst ihr jetzt durch… Es ist (mal) wieder Zeit für einen bilderarmen Monolog. Büschen deplatziert in einem Foto-Blog? Nö, würde ich nur Fotos zeigen wollen, hätte ich einen Insta-Account, auf dem auch was passieren würde *hust* Naja, okay, ich baue einfach mal ein paar Bilder mit rein, die ich mit der Z6 aufgenommen habe. Das Best-Of der letzten zwei Jahre quasi, denn die Z6 „hat ja ne super Bildqualität.“

Die A40 in Essen – natürlich ^^

Das Thema hab ich ja im Titel bereits vorweggenommen, also ist der Zug wohl abgefahren, dass ich jemals für vice.com als Autor angeheuert werde, aber mit diesem Makel kann ich umgehen. Ja, also… die Nikon Z6 ist weg! Sie wurde nicht etwa geklaut, sondern es erfreut sich jetzt hoffentlich ein neuer Besitzer an ihr. Also hoffentlich freut er sich… Warum und wieso? Dranbleiben…

Was nicht so toll war…

Blick von Velbert über das Ruhrgebiet

Basel im August 2022, trockenster Hochsommer seit schon immer, der Rhein ist ein paar 100 km weiter unten nur noch ein Rinnsal, 30 Grad im nicht vorhandenen Schatten und der Autor dieser Zeilen rennt mit einem olivgrünen Wanderrucksack und 5 kg Kameraequipment durch eine mitteleuropäische Großstadt. Der Begleithund dieses Autors läuft mit seiner Olympus neben ihm und verstaut diese nebst drei Objektiven in einer Tasche, die Mühe hätte, meine Over-Ear-Kopfhörer gescheit zu verstauen.

Graf-Adolf-Platz, Düsseldorf

Es ist ja nun nicht so, als käme dieser Verkaufsimpuls allzu überraschend. Schon in meinem Ein-Jahres-Fazit rantete ich ordentlich über die Z6 ab und auch, nachdem ich im Frühjahr Kirschblüten fotografierend halb im Busch kniete, weil sie kein verfluchtes Schwenkdisplay hat, dachte ich immer mal wieder darüber nach, die Kamera versehentlich vom Bus überrollen zu lassen.

Die Böttcherstraße in Bremen

Der Dreck muss weg

Auch Basel, nicht mehr ganz 30 Grad, blaue Stunde. Ich stehe am Rhein, die Wettsteinbrücke voraus und ich sehe das Dilemma bereits auf dem Display: Ich werde nach der Reise wieder sehr viel Spaß in Lightroom (und vermutlich auch in Photoshop) haben, der Sensor sieht mal wieder aus, als hätten sich meine Katzen darauf geprügelt. Dieser verdammte Sensor der Z6 ist immer dreckig! Immer! Ich habe ein Reinigungsset (diese Wiper-Dinger), ich habe das Ding sogar professionell reinigen lassen, es brachte alles nichts – zwei Wochen später war alles wieder dreckig. Und zwar nicht ich-stempel-das-mal-eben-kurz-im-Lightroom-weg-Dreck, sondern so richtig dicke Flusen, die sich wie ein Magnet auf den Sensor legen und einfach wie durch Zauberhand immer wieder kommen.

Tivoli-Stadion, Aachen

Und ja, ich fotografiere nun mal draußen und muss dann halt draußen Objektive wechseln. Dazu kommt der wunderbar schwachsinnige Designfehler des FTZ-Adapters, dem sie selbst noch einen Fuß mit Schraubgewinde verpasst haben. Prinzipiell nützlich, aber überhaupt nicht zu Ende gedacht, denn man kann die Kamera nicht auf dem Stativ montiert lassen und dann den FTZ abschrauben (um auf ein natives Z zu wechseln), sondern man muss die Kamera vom Stativ nehmen und dann noch irgendwie beide Objektive in den Pfoten haben. Eine Recherche in einschlägigen Foren förderte immerhin zutage, dass es nicht ausschließlich meine Dummheit ist, sondern auch andere bereits einen erhöhten Hang zur Verschmutzung bei ihrer Z6 festgestellt haben.

Düsseldorfer Rheinturm im Sonnenaufgang

Vielleicht ist es eine Mischung aus meiner eigenen Blödheit und der konstruktiven Besonderheit der Z6, das weiß ich nicht. Gewünscht hätte ich mir eine Funktion, wie bei der neuen Sony A7 IV, die beim Objektivwechsel einfach den Sensor verschließt. Automatisch. So einfach, so doof eigentlich, aber so effektiv. Meine neue Kamera hat dieses Spielzeug auch nicht, daher hoffe ich einfach mal, dass es nicht ausschließlich meine Dummheit war. 😉

Westruper Heide zum Sonnenaufgang

Die Quintessenz war, dass ich gerade bei Dämmerungsbildern bis zu einer Stunde in Lightroom und Photoshop saß und irgendwelche fetten Flusen aus dem Bild gemalt habe und das war mir irgendwann zu blöd.

Containerterminal Hamburg-Waltershof

Die Objektive

Es tut sich was, aber es tat sich zu wenig. Die gut zwei Jahre, in denen ich mit der Z6 unterwegs war, wurden ständig von der Hoffnung begleitet, irgendwann gute und günstige Dritthersteller-Objektive z.b. von Tamron und Sigma zur Verfügung zu haben. Diese Hoffnung wurden mit jeder Hiobsbotschaft aus der Richtung (z.B. Canon verklagt Viltrox wegen AF-Kopie) schwächer und letztlich wollte ich nicht für gutes Glas – oder um diesen ollen FTZ endlich loswerden zu können – einen mittleren vierstelligen Betrag ausgeben. Es ist ein Hobby. Ich verdiene kein Geld damit. Und mein Hobby ist es, zu fotografieren, und nicht, mir einfach laufend Technik anzuschaffen.

Schloss Nordkirchen, das „Westfälische Versailles“

Dass Nikon jetzt anfängt, die 2.8er-Zoomobjektive von Tamron zu kopieren und umzulabeln – und freilich doppelt so teuer zu verkaufen – ist nur ein schwacher Trost, denn auch 1.400€ für ein 17-28mm f/2.8, ist mir einfach viel (!) zu teuer!

Der Düsseldorfer Rheinturm vor Sonnenuntergang

Die Neuorientierung

Und jetzt? Vollformat? Nein, nicht mehr! Sony A6x00? Auf gar keinen Fall! Zu kleine Gehäuse für meine Bärenklauen! Canon EOS R7? Interessant, aber gleiches Problem (Objektive). Nikon Z fc? Hatte ich bei Calumet in den Pfoten, fühlt sich absolut nicht wertig an. Und hat ja auch keine Objektive… Also waren noch Olympus und Fuji im Rennen und so fuhr ich mal etwas durch die Lande…

Burg Vischering – ebenfalls im Münsterland

Zuerst – ist ja hier umme Ecke – fuhr ich mal zum hochgelobten Foto Hamer nach Bochum. Und wurde bitter enttäuscht… Ich betrat den Laden und sagte dem Verkäufer, dass mich meine Z6 nervt. Ohne sich die Gründe anzuhören, griff er zielsicher zur Canon EOS R5. Bruder, ich hab nicht im Lotto gewonnen! Auch Verkaufsargumente, die mit „die hat ne super Bildqualität“ beginnen, lassen mich eher nachdenklich, als entzückt werden. Das ist so, als würde mir ein Autoverkäufer sagen, dass das Auto gut auf der Straße liegt. Absolutes Bullshit-Argument! Jede verdammte moderne Kamera hat eine super Bildqualität. JEDE! Nachdem ich meine Gründe dargelegt hatte, stellte er sie mit einem „oh, dann ist die wohl nicht richtig“ wieder zurück ins Regal und zückte die Fuji X-T4. Ich war sofort schockverliebt in die Haptik, aber eine Sache machte mich beim Ausprobieren stutzig: Hat die wirklich nur eine eindimensionale Wasserwaage? Diese Frage wusste der Verkäufer nicht zu beantworten und ich ging einigermaßen verstört aus dem Laden. Müßig zu erwähnen, dass ich das zuhause direkt recherchiert habe und nach nicht mal 30 Sekunden die Antwort hatte, dass das sehr wohl geht, Fuji das aber – schlauerweise – auf eine extra Taste gelegt hat, weil man das Feature ja nicht immer braucht.

Der herbstliche Baldeneysee

Und jetzt kommt ein (weiterer) Rant, diesmal ist der stationäre Einzelhandel das Opfer. Da ich selbst in der Branche arbeite, kenne ich viele Probleme dieser Geschäfte aus erster Hand. Umso entsetzter war ich von diesem Verkäufer, der lieber einen verhältnismäßig einfachen Kunden sausen lässt, weil er nicht in der Lage ist, eine simple Frage etwa durch ein „das schaue ich gerne für Sie kurz nach“ zu beantworten. Ich mache doch nicht seine Arbeit! WARUM ZUM HENKER lasst ihr einen Kunden doof sterben und lasst den gehen? Einen kaufwilligen Kunden lässt man niemals (!!!) vom Haken! Und dann wundert sich der SEH und heult natürlich gerne öffentlichkeitswirksam rum, dass die Kunden alle online kaufen und nur noch nach dem Preis gehen. Wenn ich keine Beratung kriege, warum soll ich dann in die Stadt fahren, dort Parkgebühren zahlen, mir dort meine Optionen anschauen, DANN nach Hause fahren, um mir selbst offene Fragen zu beantworten und dann allen Ernstes für den Kauf nochmal in die Stadt fahren?

Sternenhimmel über dem Biggesee

„Schönen Tag noch, wenn Sie sich entschieden haben, können Sie auch gern bei uns online bestellen“, schalmeite es mir noch hinterher. Nein, ganz sicher wird das nicht passieren! Lustig auch, dass Hamer eigentlich auf jede Google-Rezension zeitnah antwortet, nur auf meine bis heute nicht. Mich nervt das! Alles!

Man könnte auf die Idee kommen, der Rheinturm wäre eines meiner Lieblingsmotive…^^

Mich nervt dieser Nicht-Service in diesem Land, egal ob das nun Telekom-Anbieter sind, ob das der Kundendienst meines defekten Haushaltsgerätes ist, oder ob ich ne Kamera kaufen will. Überall treffe ich auf übellaunige Gesellen, die ihren Job scheinbar nur widerwillig ausüben und überall treffe ich auf Firmen, denen der letzte Pfennig noch wichtiger ist, als ein zufriedener Kunde und die bereitwillig billige und grottenschlechte Callcenter anheuern, damit sie sich mit den nervigen Kunden bloß nicht selbst herumschlagen müssen. Was ist denn an ein bisschen Kundenservice so schwer? Das ist doch alles kein Hexenwerk!

Mitten in Essen…

An dieser Stelle Props für den Calumet Store Düsseldorf. Dort habe ich die Fuji X-T4 letztlich gekauft und wurde nicht enttäuscht. Der Verkäufer hat sich viel Zeit genommen, mich in Ruhe alle möglichen Modelle ausprobieren lassen und geduldig und souverän meine Fragen beantwortet. Bislang 2x dort gewesen, 2x was gekauft und 2x absolut zufrieden gewesen.

Die Elbphilharmonie zum Sonnenaufgang

Die Neue

Und nun habe ich es schon verraten, eine silberne Fuji X-T4 ist eingezogen und freut sich auf die kommenden Abenteuer. Dabei habe ich die Fuji nicht für die vielgelobten Filmsimulationen gekauft. Die machen zwar Spaß, sind für mich aber nur Spielerei. Anders als viele andere Fuji-Fotografen will ich aber nicht, dass mir die Kamera die ganze Arbeit abnimmt und habe durchaus Spaß an Lightroom und co.

Kaiserteich, Düsseldorf

Mich begeisterte die Haptik. Und das Aussehen der Kamera, das Auge fotografiert ja schließlich mit. Und allein diese Möglichkeit – natives Fujinon-Objektiv vorausgesetzt – die Blende direkt am Objektiv einstellen zu können. Das muss man nicht haben, man hat schließlich auch zwei Einstellrädchen – aber es macht einfach eine ganze Menge Spaß! Und darum geht es doch als Hobbyfotograf – und nicht darum, ob ich bei 200%-Vergrößerung in Lightroom irgendwo einen unscharfen Pixel entdecke.

Warte, warte nur ein Weilchen… auf der Wolfswarte im Harz

Bildqualität? Rauschverhalten? Kann ich noch nicht wirklich viel zu sagen, denn direkt nach Kauf der X-T4 hat Petrus all das in einigen Wochen nachgeholt, was wir im ganzen Jahr zu wenig hatten: Regen. Dauerhaft. Am Stück.

Die Köhlbrandbrücke in Hamburg

Allerdings lässt sich Fuji diesen Spaß fürstlich entlohnen, so ehrlich muss man sein. Für den Preis der X-T4 kriegt man schon eine gute Vollformat-Kamera. Nur sind die Objektive für das System schon sehr viel günstiger und die originalen Fujinon sollen herausragend sein.

Wuppertaler Schwebebahn

Die neuen Objektive

Wo wir gerade davon sprachen… Um mein doch geliebtes Tamron 35-150mm halbwegs zu ersetzen, holte ich mir die X-T4 im Kit mit dem 16-80 f4, obwohl eigentlich alle Tests zum 18-55mm f2.8-f4 geraten haben. Aber die umgerechnet 120mm Brennweite, ohne direkt auf’s Tele wechseln zu müssen, klang einfach wieder zu verlockend. Bei einem beliebten Kleinanzeigenportal kaufte ich mir dann wieder einen Objektivpark zusammen. Als Ultraweitwinkel gab es das 10-24mm f4 in der alten Version ohne besonderen Wetterschutz. Allerdings hat mir das locker 400€ gespart und wann braucht man sowas mal…

Monschau an einem Wintermorgen

Das Tele wurde ein 55-200mm f3.5-f4.8 und hätte ich vorher gewusst, wie klein das Ding wirklich ist, hätte ich vielleicht doch nicht das 16-80mm als Standardzoom genommen. Dieses Tamron 100-400mm, das ich für die Z6 hatte, ist mit FTZ-Adapter doppelt so schwer (!) und gefühlt auch doppelt so groß.

Blick vom KölnTriangle auf eine große Bahnhofskapelle 🙂

Und dann gab’s noch ne Festbrennweite. 23mm f1.4. Vielen Dank Robert (Link zu Insta), dass ich dich kennen lernen durfte und dass du mir dieses fantastische Objektiv verkauft hast. Das Ding hat mich auf jeden Fall angefixt und wird sicher nicht meine letzte Festbrennweite bleiben.

6 Kommentare

Hallo Ben,

schade! Schade dass dich die z6 nicht überzeugen konnte. Dabei spricht die Bildqualität klar für sich. Die Fotos aus diesem Beitrag sind die besten die ich seit langem gesehen habe. Großartig! Es war die Mühe in der Nachbearbeitung wert. Vom Staub keine Spur (mehr).
Das Problem selbst kann ich übrigens nicht nachvollziehen. Bei meiner faktisch baugleichen z7ii war Staub auf dem Sensor nie ein Thema – und ich wechsle ständig die Objektive an allen erdenklichen Orten. Komisch. Oder es ist mir nie aufgefallen. Den FTZ-Adapter wäre ich auch gern los. Aber alle Linsen ins z-System zu migrieren kostet einen Kleinwagen 🙂
Bin gespannt ob du mit der Fuji den zweiten Frühling erlebst. Rein optisch natürlich einen tolle Kamera. Und klar: das Auge isst mit. Sonst würde Leica keine Kameras verkaufen :-p

Schauen wir also, wie sich deine Fotografie entwickelt. Jetzt wo du mit leichtem Gepäck unterwegs bist.

Bis bald!

Gruß
Thomas

Hi Thomas,

oha! Vielen Dank für das Lob! Freut mich, dass dir die Bilder gefallen. Und schön zu lesen, dass du mit der Z7 II keine Schwierigkeiten hast. Vielleicht ist es auch wirklich nur meine persönliche Doofheit. 🙂 Aber es war ja nur einer von mehreren Punkten. Die Größe des Fuji-Systems ist für mich perfekt. Ich habe in der Slowakei nicht ein Mal den großen Rucksack gebraucht, sondern Kamera & 4 Objektive in einer A4-Umhängetasche transportiert. Eine Wohltat, gerade auf der Stadttour durch Bratislava.

Dir einen schönen Abend
Ben

Dieses Mal habe ich den Text nur überflogen (ich bin nicht – mehr – der technisch interessierte Kameratyp), aber dafür habe ich die Bilder umso intensiver bestaunt. Ganz großes beeindruckendes Kino. Herrlich! 🤘👍

Hi Andreas,

das mit dem Staub auf dem Sensor, kann mit folgender Routine beim Objektivwechsel umgangen werden:
1. Kamera einschalten, wenn noch nicht geschehen
2. Batteriefach öffnen und Akkku ausfallenlassen
3. Kamera ausschalten
4. Akku wieder einführen und Batteriefach schließen
5. Objektivwechseln
6. Kameraeinschalten
7. Auslöser drücken um den Verschluß zu öffnen

Wozu ist das Ganze gut?
Beim Öfnen des Batteriefachs schließt sich der Verschlußvorhang automatisch und schützt so den Sensor;
Bei der neuen Nikon Z9 geht das mittlerweile automatisch.

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