Tour de Schland – S1E2 – Made Moselle und Vadder Rhein

Tour de Schland – S1E2 – Made Moselle und Vadder Rhein

Der Start war schon mal vielversprechend. Abends mussten wir spontan den zweiten Tag komplett über den Haufen werfen, denn eigentlich wollten wir an diesem Tag die Triberger Wasserfälle besuchen und dann zum Bodensee weiterreisen. Jedoch schrieb mich am Nachmittag die Gastgeberin unseres AirBnB-Tipi (jawohl! ein Tipi!) an, ob wir denn wetterfest wären. Wir prinzipiell schon, aber Fotografieren ist bei Starkregen eine sehr ungünstige Idee. Also bedankte ich mich für den Hinweis, stornierte die Bude (Spoiler: stornieren wurde zu unserer Lieblingsbeschäftigung) und buchte spontan eine Unterkunft im Thüringer Wald.

Aus irgendwelchen Gründen hat Hannoi einen sehr (!) späten Zug genommen und war erst um 21 Uhr bei mir. Das zusammen mit der neuen Planung und der Beladung des Autos ließ es 0 Uhr werden, bis die Falle zuschnappte. Losgehen sollte es um 02:15 Uhr. War ne super Idee, so ne Tour rund um Mittsommar zu planen. Ging aber nicht los. Ich war „wach“, aber Hannoi murmelte noch fröhlich vor sich hin. Er beteuerte nachher, um 02:15 Uhr kurz auf seinen Wecker geguckt zu haben. Das hätte ihm freilich auch nichts genützt, denn zu der Zeit sollte es ja schon losgehen. Da meine Motivation, nach 2 Stunden Schlaf, in den Tag zu starten, auch alles andere als ausgeprägt war, checkte ich die Wetter-App und erspähte an unserem favorisierten Ziel doch tatsächlich Wolken, die uns den geplanten Sonnenaufgang eh verhagelt hätten. Ich nahm die willkommene Ausrede, um mich noch bis 7 Uhr ins Bett zu hauen und ausgeruht zu starten.

Startort: Velbert

Zielort: Langen (Hessen)

km: 566

Da wir nun ein fotografisches Ziel weniger hatten, starteten wir den Tag entspannt mit Sightseeing am Kölnberg. Schon als wir die 40 dienstleistungsbereiten Wohnwagen am Logistikzentrum passierten und in den Kölnberg einbogen, lag die erste tote Ratte auf der Straße. Eine höhere Sprinterdichte gibt es wohl nirgendwo in Deutschland zu bestaunen. Gerne mit osteuropäischem Kennzeichen. Hannoi war sichtlich erstaunt, dass es in Deutschland solche Elendsviertel zu sehen gibt. Und auch der dortige Netto konnte diesbezüglich begeistern. Nettos sind ja eh schon Asi-Magneten, aber der am Kölnberg ist ganz famos.

nett(o) hier…

Unser erstes Ziel führte uns an die Reichsburg zu Cochem. Da war ich ja neulich schon und besser als das Bild im Nebel konnte es ja fast nicht mehr werden. Das Problem an dem Spot gegenüber der Mosel ist, dass man wenig brauchbare Vordergründe hat, die man ins Bild einbauen kann. Ich hatte Glück und mir kamen ein paar Ruderer zu Hilfe, während Hannoi versuchte, Enten mit Kieselsteinen ins Bild zu locken.

Die Ente ist ein Nagetier: nag-nag-nag

Die himmlische Ruhe, in der ich die Reichsburg Anfang Mai erleben durfte, war übrigens vorbei. Dicht an dicht drängelten sich die Autos auf der schmalen Hauptstraße durch Cochem.

Reichsburg Cochem – Sony SLT-A 58 – 1/320 sec. – f/10 – ISO 800 – 42 mm KB

Es war halt Sonntag und das sollten wir auch an der Burg Eltz merken. Beziehungsweise 1,5 km davor, denn dort wäre der einzige freie Parkplatz gewesen und die Lust, die Ausrüstung zur Burg zu schleppen, nur um dann graue Fotos im Nieselregen zu machen, war quasi nicht vorhanden. So schlugen wir der vom Navi vorgeschlagenen Route ein Schnippchen und fuhren im Regen am Moselufer entlang. Tsunami!

Auch das Deutsche Eck in Koblenz war uns zu voll, stand aber eh nicht wirklich auf dem Zettel. „Wenn man schon mal da ist…“ Also fuhren wir die B42 am Rhein entlang in Richtung Rüdesheim. Solltet ihr jemals einen Road Trip durch Deutschland machen, egal ob mit Kamera oder ohne, vergesst auf gar keinen Fall die B42. Die, oder ihre Schwester B9 auf der anderen Rheinseite, ist wirklich wunderschön und das Obere Mittelrheintal ist nicht umsonst in seiner Gesamtheit als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet worden. Auch aus diesem Grund gibt es zwischen Koblenz und Mainz keine einzige Rheinbrücke, man hat Angst den Welterbe-Status zu verlieren. Grüße gehen raus an Dresden. Es ist schwer, in diesem Gebiet einen Lieblingsort zu finden, gefühlt steht alle zwei Kilometer irgendeine alte Burg über irgendeiner Rheinschleife. Eher zufällig fanden wir bei der Fahrt durch die Gemeinde Osterspai eine Art Damm im Rhein und nutzten die Gelegenheit für ein paar Fotos. Praktischerweise lagen dort allerhand Gehölz und Steine herum und ehe man sich’s versah, hatte Hannoi mit seinen Pranken einen Stein umschlungen, um ihn fotogen im Bild zu platzieren.

Der Rhein bei Osterspai – Sony SLT-A 58 – 1 sec. – f/8 – ISO 100 – 16 mm KB

Weiter ging es nach Patersberg auf den so genannten Dreiburgenblick. Dieser liegt auf einem Bergrücken, der zum Rhein hin stark abfällt. Von dort kann man, wie der Name schon sagt, drei Burgen erblicken: Die Burgruine Rheinfels, die Burg Katz und, zwangsläufig, die Burg Maus. Wir entschieden uns für die Burg Katz, denn wir mussten Bomber ja noch ein Bild von der Loreley schicken und praktischerweise befindet sich hinter der Burg Katz direkt der Loreleyfelsen.

Burg Katz – Sony SLT-A 58 – 1/80 sec. – f/10 – ISO 100 – 24 mm KB

Bevor wir nun nach Bad Kreuznach aufbrachen, nahmen wir einen Umweg in unser heutiges Domizil in Kauf, damit wir das mit dem Check-In schon mal erledigt haben. Der Kontakt über AirBnB lief im Vorfeld hervorragend, die genaue Terminabsprache am Telefon genauso und schon durften wir unser Zimmer in einem pittoresken Boutique-Hotel beziehen. Naja, fast…

„Air“BnB

AirBnB kann man da fast wörtlich nehmen, im 9. Obergeschoss. Die Einkaufswagen, die einen Notausgang blockieren, wollten nicht wirklich zum Wohlfühlfaktor beitragen.

Derweil fuhren wir weiter nach Bad Kreuznach. Dort gab es die weltberühmten Brückenhäuser aus dem 15. Jahrhundert zu bestaunen, die Wahrzeichen der Stadt. Die Alte Nahebrücke ist quasi die kleine Schwester der Erfurter Krämerbrücke, leider hat sich der Tourismus in den letzten Jahren an die Brücke herangepirscht. Im Vordergrund stehen nun ein Haufen Sonnenschirme eines Restaurants und davor liegen jede Menge blauer Tretboote, die garantiert jedes Foto versauen. So musste ich das Bild direkt quadratisch-instagramtauglich beschneiden, damit diese blöden Boote nicht alles versauen.

Alte Nahebrücke, Bad Kreuznach – Sony SLT-A 58 – 1/2 sec. – f/10 – ISO 100 – 25 mm KB

So sieht’s übrigens im Querformat aus:

Viel Zeit zum Auskundschaften des Motivs hatten wir freilich nicht, denn Bad Kreuznach legt wohl keinen großen Wert darauf, Besucher länger als nötig zu fesseln. Man darf maximal 30 Minuten parken und eine Parkscheinpflicht besteht 24/7. Der Titel Abzockerstadt des Jahres hat einen heißen Favoriten.

Nach einer kleinen Stärkung – die am Vormittag mit Kieselsteinen gefangenen Enten wurden vom Chinamann fachgerecht zubereitet – fuhren wir an das Mainufer nach Frankfurt zu unserem letzten Spot. Frankfurt mag eine stabile Dulli-Quote aufweisen, aber die Skyline kann ein bisschen was. Findet man sonst ja auch nirgendwo in Deutschland. Am Sachsenhäuser Ufer gegenüber des Main hat man einen perfekten Blick auf die Wolkenkratzer und den Eisernen Steg als Kontrast zur Moderne des Bankenviertels. Und endlich erwiesen sich die dummen Wolken mal als nützlich, wenn sie uns schon alle anderen Fotos des Tages versaut haben.

Skyline Frankfurt – Sony SLT-A 58 – 1,6 sec. – f/8 – ISO 100 – 25 mm KB

Was wir in Thüringen erlebt haben und was Bill Gates damit zu tun hat, liest du in Teil drei.

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