Überraschenderweise wurden wir in der Nacht weder von Bären, noch von tschechischen Monteuren mit Haut und Haar verspeist. Daher konnte der Morgen (sehr zeitig!) beginnen und uns in den gut 500 km entfernten äußersten Südosten Deutschlands führen. Schwerstarbeit für den Beifahrer also, sich allerhand dumme Wortspiele zu allerhand tollen Ortsnamen (Liste unten) einfallen zu lassen, während ich als Fahrer einen relativ entspannten Job hatte. Abstandstempomaten sind eine feine Sache.
Start: Gehren, Thüringer Wald
Ziel: Piding
km: 629
km gesamt: 1.632
Zuerst allerdings mussten wir aus diesem gottverlassenen Tal wieder raus. Auch für einen Bäcker zwecks frühmorgendlicher Nahrungsaufnahme interessierten wir uns. Dieser Berufszweig sich allerdings nicht für uns. Scheint’s in thüringischen Dörfern nicht zu geben, zumindest versteckten die sich ganz gut vor uns. Was wir allerdings fanden, war ein spektakulärer Blick in ein nebelverhangenes Tal. Noch dazu ließ sich auch die Sonne endlich mal blicken, wenn auch nur kurz. Also Auto abgestellt, Kameras rausgekramt und ab auf die Wiese, Zaun und Baum gaben dankbare Vordergründe ab.
Natürlich habe ich die Wiese unterschätzt und hatte anschließend komplett nasse Füße. Wohl dem, der Wechselschuhe am Start hat. In Eisfeld fanden wir endlich eine Frühstücksgelegenheit und erspähten beim gemütlichen Mümmeln im Auto, sowohl den Friseursalon Eva, als auch in unmittelbarer Nachbarschaft den Bäcker Braun. Liste „Geschäfte mit Supernamen“ folgt… Auch die Ortsausfahrt hatte diesbezüglich einiges zu bieten und hätte ich nicht alle Hände voll zu tun gehabt, mein Auto bei einem hysterischen Lachanfall in der Spur zu halten, hätte ich vielleicht auch daran gedacht, Folgendes zu fotografieren: Eine – offenbar – Gaststätte mit einem unfassbar kitschigem Logo mit einem Pferd vor schlecht gemachten „Clipart-Wolken“. Name des Ladens: „Zum fröhlichen Schmidt“. An der Seite des Gebäudes wurden wir dann aufgeklärt, das Ding heißt mit vollem Namen „Pferdemetzgerei Zum fröhlichen Schmidt“. Fantastisch! Ich kann mir förmlich vorstellen, wie Herr Schmidt fröhlich pfeifend wie einst Fritz Haarmann seine Messer wetzt und auf das nächstbeste Zebra losgeht.
Nach einem Zwischenstopp bei Familie Umlaut und Benzin- sowie Bierkauf an der Tankstelle ging es weiter. Die Flasche Kitzmann-Bier gekauft zu haben, sollte Hannoi noch bereuen. Oder ich, je nach Sichtweise.
Unser Check-In war erst um 17 Uhr verfügbar, also fuhren wir direkt zum Königssee, um uns dort mal umzuschauen. Ich war etwas enttäuscht, dass der See am Ufer einen Bogen macht, sodass man von Schönau nicht den gesamten See überblicken konnte. Aber in nicht mal 20 Minuten läuft man zum so genannten Malerwinkel. Bevor wir starteten, nutzte ich Hannois Blasenschwäche, um ein Bild von den Bootshäusern zu machen.
Der Malerwinkel heißt übrigens Malerwinkel, weil sich hier früher diejenigen versammelt haben, die keine Kamera hatten, aber dennoch Landschaftsbilder verkaufen wollten. ‚Fotografenwinkel‘ klingt auch echt bescheuert.
Ich habe ja meine ganz eigene Theorie zum Entstehen des Königssees: Als der GröFaZ 1940 Norwegen eroberte, war er so angetan von der dortigen Landschaft, dass er sowas vor der Haustür seines Obersalzberges auch haben wollte. Der Dummkopf hätte seine Residenz ja nach Norwegen verlegen können, statt hier in irgendnem Winkel zu kauern, aber so schlau war er nicht. Also beauftragte er seinen Raketenmeister Wernher von Braun damit, eine Rakete zu konstruieren, deren Explosion eine riesige Gletscherschmelze verursachte. So entstand der Königssee und deshalb sieht er aus wie ein norwegischer Fjord.
Und so sitzen wir in diesem Fotografenwinkel an diesem Königssee und ich gehe meiner Lieblingsbeschäftigung nach: Beobachten. Eine Canon EOS ist wohl – noch vor Hubble – das unpraktischste Selfie-Werkzeug, das ich mir vorstellen kann. Aber sie waren sehr enthusiastisch bei der Sache.
Diese 20 Minuten da „hoch“ zu diesem Malerwinkel haben mich – Home Office sei Dank – ganz schön gefordert. Etwas enttäuscht war ich, als ich hinterher herausgefunden habe, dass das gerade mal 30 Höhenmeter waren. Nein, ich werde wohl kein großer Wandersmann mehr.
Danach hatte Hannoi seinen großen Auftritt. Nachdem wir aus dem Malerwinkel zurückgekehrt waren, setzten wir uns noch ans Seeufer und ich versuchte, den See im Vordergrund und den Berg im Hintergrund mit einer Langzeitbelichtung zu erwischen. Blöderweise hatte ich nur einen ND1000-Filter griffbereit, der eine sehr (!) lange Belichtungszeit erfordert. Und noch blödererweise fuhr alle Nase lang einer von diesen Touristenkuttern durch’s Bild und als die mal weg waren, hatte Hannoi sichtlich Spaß daran, seine neu erworbenen Enten-Lock-Fähigkeiten dafür zu nutzen, diese Flatterviecher in meine Richtung zu locken. Mein gezischtes „verpisst euch“ in Richtung des Federvieh hat diesen listigen Gnom so erheitert, dass er noch zwei Tage später auf der Rückfahrt immer mal wieder hysterisch vor sich hin gekichert hat. Ich nenne ihn ab jetzt nur noch den Entenflüsterer!
Zum Abendessen und Check-In fuhren wir ins 30 Minuten entfernte Piding. Der Hunger führte uns in eine Pizzeria, wo der Chef eifrig damit beschäftigt war, den Italiener raushängen zu lassen. Er war Albaner. Das Essen war aber gut, günstig und reichhaltig. Da habe ich in dieser Touristengegend mit sehr viel schlimmeren Preisen gerechnet. Wir machten uns derweil Gedanken, was wir mit dem nicht vorhandenen Sonnenuntergang anfangen könnten und entschieden uns, unser Glück auf der Rossfeld-Panoramastraße zu versuchen. Wenn wir den Wolken schon nicht entgehen können, versuchen wir eben, über die Wolken zu kommen. Da muss die Freiheit schließlich grenzenlos sein.
Die Rossfeld-Panoramastraße ist zwar als Bundesstraße (999) klassifiziert, darf aber trotzdem bemautet werden, da sie, blöd gesagt, nirgendwo hinführt. Wie der Zug von Christian Anders. Natürlich habe ich als erstes gecheckt, ob man wirklich 24/7 Maut bezahlen muss. Ja, muss man. 😀 Seit einigen Jahren wurde der Schrankenwärter durch ein automatisches System ergänzt, also wird man auch nachts zur Kasse gebeten. Normalerweise kostet der Spaß 8,50€, warum wir letztlich nur 7€ bezahlt haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht ist es abends günstiger. Diese Summe ist aber – im Gegensatz zu den ganzen Seilbahnen – fair bepreist und absolut lohnenswert. Ihr startet auf 1.180m Höhe am Nordportal und folgt der Straße auf insgesamt gut 15 km bis auf 1.570 Höhenmeter am Scheitelpunkt und wieder bis auf 750m Höhe am Südportal unweit des Obersalzbergs. Unterwegs kann man überall anhalten und die Aussicht genießen. Oder einfach umdrehen und fünfmal hin und her fahren. Man hat dort oben alle Zeit der Welt und diese paar Kröten zu investieren, lohnt sich auf jeden Fall.
Aussicht…genießen…über den Wolken… Das hat eher überschaubar funktioniert, wir waren keineswegs über den Wolken und natürlich auch nicht mehr unter den Wolken, sondern mittendrin. Mit Fotos war’s also mal wieder essig, also fuhren wir ein paar Mal auf der Straße hin und her, um vielleicht doch noch Glück zu haben und eine Wolkenlücke zu erwischen, aber auch nach 3 Stunden wollte sich nichts auftun. Einzig der Blick auf das österreichische Golling wollte etwas entschädigen.
Wie viele Kirchen, Kapellen und Klimbim gibt es eigentlich im Berchtesgadener Land? Schau in den fünften Teil, da steht zwar nicht die Antwort, aber immerhin siehst du einige hübsche Exemplare.
Orte mit Supernamen, Thuringia-Edition. Ja, wir haben Spaß an infantilem Unfug. 😀
- Biberschlag
- Birkigt
- Catterfeld (da ist die Musik ziemlich scheiße)
- Cordobang (Gangbang mit Jhon Cordoba?!)
- Crock
- Dobian (bei Gewissensbissen nach dem Gangbang – einfach anrufen)
- Einsiedel
- Garsitz (sous vide!)
- Gießübel
- Hockeroda (Vorname: Bernd)
- Liebschütz
- Penne(r)witz
- Ohrdruf
- Oberkatz & Unterkatz *meooow*
- Schmorda
- Tellerhammer
- Tiefenlauter (mehr Bass!)
- Waffenrod
- Wechmar
- Wölfis (da werden die Maskottchen für den VfL Wolfsburg gezüchtet)
- Ziegenrück
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